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Nach nahezu fünf Jahren Wartezeit ist es nun soweit. Mit Ghost Recon Wildlands geht die Tom Clancy Serie in die nächste Runde. Der zehnte Ghost Recon Teil führt den Spieler in das fiktive Bolivien der Zukunft. In einer Closed und Open Beta, die für Ubisoft die erfolgreichsten Betas aller Zeiten waren, konnten die Spieler bereits vor Release in die Rolle des Ghostleaders Major Anthony "Tony" Perryman, auch bekannt als Nomad,  schlüpfen. Ob Ghost Recon Wildlands eine würdige Fortsetzung der Taktik-Shooter Reihe ist, erfahrt ihr in unserem Testbericht.

Von Santa Muerte berührt…

In der Zukunft steigt Bolivien zum größten Kokainproduzenten der Welt auf. Das einflussreiche und gefürchtete Santa-Blanca-Drogenkartell hat sich mit der korrupten Regierung verbündet und einen „Narco-Staat“ aus dem Land gemacht, in dem Anarchie herrscht und Angst, Gewalt und Unrecht an der Tagesordnung sind. Auf die amerikanische Botschaft in der Verwaltungshauptstadt La Paz wird ein Bombenanschlag verübt, bei dem zwei Botschaftsangestellte schwer verletzt werden. Wenige Stunden später wird Ricky Sandoval, DEA-Undercover-Agent tot aufgefunden, wobei seine Leiche Spuren tagelanger Folter aufweist.

Das Santa-Blanca-Kartell wird daraufhin von den Vereinigten Staaten zur Terrororganisation erklärt und ihr Anführer, El Sueño, auf die Liste der meistgesuchten Personen gesetzt. Außerdem wird Operation Kingslayer, ein von der CIA und amerikanischen Spezialeinheiten gemeinsam durchgeführter Interventionseinsatz, ins Leben gerufen. Nur ein geheimer, chirurgischer Eingriff um das Übel an der Wurzel packen, kann diese Situation entschärfen, da ein frontaler Angriff nicht möglich scheint. Die Ghosts, eine amerikanische Eliteeinheit, werden hinter die feindlichen Linien entsandt, um das Bündnis zwischen dem Kartell und der korrupten Regierung zu schwächen und ihre Aktivitäten zu stören.

So beginnt die Handlung von Ghost Recon Wildlands. Oberstes Ziel der Operation Kingslayer ist die Erledigung von El Sueño. Den Oberboss des Kartells, der behauptet, von Santa Muerte berührt worden zu sein, einfach umzulegen, wird nur leider nicht ganz so einfach. Wie beim Besteck in einem noblen Restaurant, muss der Spieler sich von außen nach innen arbeiten. Okay, der Vergleich hinkt etwas. Viel mehr ähnelt der Verlauf des Spiels stark dem von Crackdown. Dort werden die gegnerischen Kartelle und Gangsterorganisationen auch vom guten Superpolizist aufs Korn genommen. Zunächst müssen die kleinen „Bosse“ erledigt werden, bevor er an die großen Tiere ran kommt. Bei Ghost Recon Wildlands ist dies genauso, die Reihenfolge dabei aber weitestgehend dem Spieler überlassen. Beginnend in Itacua, dem Startgebiet des Spiels, hat der Spieler die freie Wahl, welche Gebiete er als nächstes infiltriert. Entweder arbeiten sich die Ghosts vom Startgebiet um die umliegenden Regionen vor, oder es werden systematisch die Bosse ausgeschaltet, um einen speziellen Strang des Kartells zu schwächen.

Während zu Beginn des Spiels noch ein leichtes Gefühl einer handfesten Story aufkommt, so verblasst dieser Eindruck im Verlauf des Spiels immer mehr. Natürlich bietet der Kampf gegen das Santa-Blanca Kartell interessante Rahmenbedingung und auch die Cutscenes, die nach dem Erledigen eines Unterbosses verfügbar ist, sind interessant. Insgesamt fehlt dem Spiel aber ein richtiges Storytelling. Darüber hinaus merkt der Spieler durch seine Aktionen nichts im weiteren Spielverlauf. Generell müsste das Kartell nach dem ersten, spätestens dem zweiten Boss, der durch die Ghosts zur Strecke gebracht wird, wie ein junges Reh aufgescheucht werden und die Sicherheit verstärken. Auch dem ist nicht so.

Es fehlt dem Spiel, beziehungsweise der Story an richtiger Dynamik. Was aber im Umkehrschluss nicht heißen soll, dass die Handlung in Ghost Recon Wildlands per se öde ist. In rund 100 individuellen Missionen begibt sich der Spieler als Ghost Leader mit Freunden oder drei KI-Kämpfern in den verdeckten Krieg gegen das Kartell. Verdeckt ist hier auch das  Zauberwort. Im offenen Gefecht steckt die eigene Spielfigur, selbst auf den niedrigeren Schwierigkeitsstufen, relativ wenig ein. Dazu kommt das etwas hakelige Deckungssystem. Anders als in Shootern wie Gears of War oder Rainbow Six, kann der Spieler an die Deckung nicht „andocken“. Das System erkennt Objekte und lässt die eigene Spielfigur automatisch in eine Deckungsposition gehen. Dies erweist sich ab und zu als nicht allzu optimal.

11 unterschiedliche Ökosysteme. Da muss doch eins mit schönem Wetter dabei sein…

Ubisofts große Stärke spiegelt sich auch in Ghost Recon Wildlands wieder. Spiele wie Assassin’s Creed, Far Cry, The Division oder Watch Dogs zeigen, dass Ubisoft ein Händchen für umfangreiche Open World Spiele besitzt. Mit dem neusten Teil der Ghost Recon Serie hat der Spielehersteller sich noch einmal übertroffen. Die Zahlen zeugen von einem wahrhaft gigantischen Spiel. Insgesamt gilt es 26 Bosse des Santa-Blanca Kartells in 21 Regionen zur Strecke zu bringen. Die Macher von Ubisoft Frankreich fuhren dazu mit 12 Leute, aufgeteilt in vier Teams nach Bolivien, um das Land zu studieren. Aus insgesamt 50.000 Fotos und 50 Stunden Videomaterial erschufen sie ein fiktives Bolivien in der Zukunft. Die Karte weist dabei in den 21 Regionen insgesamt elf verschiedene Ökosysteme mit einer authentischen Flora und Fauna sowie dynamischen Wettersystemen, die dem Spiel einen enormen Detailreichtum verschaffen, auf. In diesen unendlichen Weiten Boliviens haben die Spielemacher insgesamt 7 Millionen Bäume, Büsche und Felsen sowie 800 Kilometer Straßen verbaut.

Beim Equipment setzt sich dieser große Spielumfang mühelos fort. Hat der Spieler sich für das Geschlecht und Aussehen seines Charakters entschieden, stehen ihm zu Beginn des Spiels bereits eine großzügige Auswahl an Kleidungsstücken zur Verfügung. Erweitert wird der große Kleiderschrank auch durch die Menge an Farben, welche den Anziehsachen verpasst werden können. Bei den Schießeisen ist es ähnlich. Hier muss der Spieler jedoch zu Beginn auf ein überschaubares Waffenarsenal zurückgreifen. Im Verlauf des Spiels werden durch den Fund von Waffenkisten und dem Besiegen von Bossen neue Waffen freigeschaltet. Diese können dann im Loadout individualisiert werden. Abgesehen von verschiedenen Tarnmustern, kann bei der Waffe, nebst Magazingröße, auch die Länge des Laufes, Art des Abzuges, sowie Griff und Schulterstück geändert werden. Auch diese „Zubehörteile“ findet der fleißige Ghostleader in Kisten über ganz Bolivien verteilt. Die verfügbaren Waffen lassen sich in einige wenige Klassen unterteilen. Von Sturm- über Scharfschützengewehre, bis hin zu Schrotflinten, Maschinenpistolen und normalen Pistolen, stehen dem Spieler viele Schießeisen zur Verfügung. Beim Sprengstoff gibt es mit Minen, C4-Sprengstoff, Granaten und anderen auch ordentlich Sachen, die für großen Krach sorgen. Erweitert wird die Ausrüstung dann nur noch um das Fernglas und die Drohne. Diese beiden sind unerlässlich fürs verdeckte Agieren.

In einem relativ übersichtlichen Skill-Menü, kann der Spieler die errungenen Skillpunkte fürs Freischalten von Fähigkeiten oder verbessern eben jener ausgeben. Hierzu werden aber, nebst Fähigkeitenpunkte, auch Rohstoffe benötigt. Diese sammelt der Spieler durchs reine Markieren. Der Sinn dahinter ist, Ressourcen vom Santa-Blanca Kartell für die Rebellen zu markieren, damit diese sie dann Erbeuten können. Die jeweiligen Fertigkeiten benötigten immer eine gewisse Anzahl an Skillpunkten und Ressourcen, um freigeschaltet zu werden. Böse Zungen könnten behaupten, dass das Sammeln von Ressourcen nur eine leichte Art der Umfangerweiterung für die Spielemacher ist. Dem ist aber nicht so, da die Rebellen den Ghosts auch auf Abruf bereit stehen und mit verschiedenen Gefälligkeiten zur Hilfe eilen. Sei es die Fahrzeuglieferung, das Entsenden eines Ablenkungstrupps oder eine Mörserschlages. Dadurch hat der Spieler, im Gefecht, wiederum einen Mehrwert.

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Fazit

Ghost Recon Wildlands ist eine klasse Mischung aus Open World Game und Taktik Shooter. Die Handlung des Spiels, die das Gerüst für alles bildet, ist zwar interessant, wird aber nicht weiter vertieft durch ernsthaftes Storytelling.

Die schier unendliche Karte des fiktionalen Boliviens sowie der enorme Spielumfang stellen ein gutes Preis/Leistungsverhältnis dar. Grafisch wird dem Spieler so Einiges geboten, auch wenn die Optik in gewissen Bereichen ihre Schwächen hat.

Für Fans der Ghost Recon Serie, insbesondere der Advanced Warfighter Teile, ist Wildlands mehr Spin-Off als Nachfolger. Es hätte dem Spiel jedenfalls nicht geschadet, als ein solches aufzutreten.

Durch die Offenheit des Spiels und die vielen Möglichkeiten kommt der Titel bei Fans von sterilen und hochrealistischen Taktik-Shootern wohl eher weniger gut an. Wer aber Lust hat, ein extrem großes Bolivien zu erkunden und dabei einem Drogen-Kartell das Handwerk zu legen, der ist mit Ghost Recon Wildlands gut beraten.


Bewertung

Pro

  • Riesige Spielewelt
  • Bis auf die Schnellreise kommt das Spiel ohne Ladezeiten aus
  • Große Auswahl und Gestaltungsmöglichkeiten beim Equipment und Waffenarsenal

Contra

  • Verhalten der Ghosts stellenweise ziemlich stupide
  • Steuerung der Autos eher schlecht
  • Die eigentlich sehr schöne Grafik weist klare Schwachstellen auf

Grafik 7 von 10
7/10
Gameplay 8 von 10
8/10
Sound 7 von 10
7/10
Spielewelt 9 von 10
9/10
Story 7 von 10
7/10
Umfang 9 von 10
9/10
Spielspaß 8 von 10
8/10
XBU-Silver-Award
8

6 Kommentare

XC ShadowClaw Mo, 19.06.2017, 09:44 Uhr

Ich behalts im Auge! Open World find ICh ja immer klasse :)

XBU H3tf1eld Fr, 16.06.2017, 17:08 Uhr

Miitchiii schrieb:
Wenn Ich eure Eindrücke dazu lese hab Ich fast Lust ,mir das Spiel doch zu kaufen!

Wenn du Taktik-Shooter magst und auch Open World Spiele toll findest, solltest du Ghost Recon Wildlands eine Chance geben. Zumal das Spiel nun schon ein paar Monate draußen ist. Vielleicht findest du einen guten Deal. :smt023

XC ShadowClaw Fr, 16.06.2017, 16:42 Uhr

Wenn Ich eure Eindrücke dazu lese hab Ich fast Lust ,mir das Spiel doch zu kaufen!

Liutasil Fr, 16.06.2017, 16:39 Uhr

XBU H3tf1eld schrieb:
Ich habe die vergangenen Tage die Story im Hauptspiel abgeschlossen. Nach 110 Spielstunden habe ich alle Waffen, Aufsätze, Bonusmedaillien gesammelt. Erst alle Unterbosse, dann die "Mittleren" und anschließend die Oberbosse und den Anführer El Sueño. Ich muss an dieser Stelle mal betonen, dass Ghost Recon Wildlands für mich bislang das beste Spiel des Jahres 2017 ist.
Fertig bin ich mit dem Spiel aber noch ganz und gar nicht. Ich werde noch genügend Ressourcen farmen um alle Fähigkeiten freizuschalten und könnte dann noch alle Rebell-Ops in den ganzen Gebieten machen. Da fehlen mir noch ein paar. Bringt mir zwar keine Erfolg mehr ein, aber wäre zumindest noch was an Content da.
Dann bleiben noch Narco Road und Fallen Ghosts in die vergleichsweise kurz reingespielt habe. Alles in allem lohnt sich Ghost Recon Wildlands also auf jeden Fall!

Kann ich so total bestätigen und dem ist quasi nichts mehr hinzuzufügen. Außer das der Koop Super viel Spaß macht. Ich hab schon wieder so viel Schrott mit meinem Cousin angestellt, das ist schon nicht mehr lustig. Na klar, wir haben auch die Taktik spielen lassen und haben es wie die Seals gemacht, aber manchmal passieren einfach Dinge da lachste dich so schlapp.

Zum Beispiel letzten Woche, mein Cousin ist mit der Drohne am spotten, und ich warte in Lauerstellung etwas versetzt hinter ihm. Er merkt nicht das er mitten auf den Schienen liegt, und ein Zug am Hupen ist. Ich raus aus der Fernglas Sicht seh den Zug. Sag ihm bescheid das nen Zug kommt, er so quatsch das ist Ghost Recon da kommt kein Zug....zack wird er überrollt und wir lachen uns nur noch weg. Zu geil einfach.....

Ich freu mich auf dir nächsten Sitzungen, egal ob Privat oder im Koop. Es macht Hammer viel Spaß. Ich wusste dass das mein Spiel der ersten Jahreshälfte wird. Und auch garantiert auch weiter sein wird. Bis Battlefront 2 kommt oder so.... ;)

XBU H3tf1eld Fr, 16.06.2017, 13:15 Uhr

Ich habe die vergangenen Tage die Story im Hauptspiel abgeschlossen. Nach 110 Spielstunden habe ich alle Waffen, Aufsätze, Bonusmedaillien gesammelt. Erst alle Unterbosse, dann die "Mittleren" und anschließend die Oberbosse und den Anführer El Sueño. Ich muss an dieser Stelle mal betonen, dass Ghost Recon Wildlands für mich bislang das beste Spiel des Jahres 2017 ist.
Fertig bin ich mit dem Spiel aber noch ganz und gar nicht. Ich werde noch genügend Ressourcen farmen um alle Fähigkeiten freizuschalten und könnte dann noch alle Rebell-Ops in den ganzen Gebieten machen. Da fehlen mir noch ein paar. Bringt mir zwar keine Erfolg mehr ein, aber wäre zumindest noch was an Content da.
Dann bleiben noch Narco Road und Fallen Ghosts in die vergleichsweise kurz reingespielt habe. Alles in allem lohnt sich Ghost Recon Wildlands also auf jeden Fall!

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