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Final Fantasy XV ist ein weiterer Teil der Reihe, jedoch der erste Ableger auf der aktuellen Konsolengeneration. Ein guter Grund, sich den Titel mal ganz genau anzuschauen. Unsere Erfahrungen dazu schildern wir im aktuellen Testbericht.

Kann das was werden?

Früher war ich immer euphorisch, wenn ein neuer Teil der Final Fantasy-Reihe erschien. Auf dem SNES habe ich erste FF-Luft geschnuppert und auf der Playstation konnte ich mit Final Fantasy VII meine Liebe festigen. Tatsächlich wurden die Final Fantasy-Spiele für mich immer ein Grund, eine Sony Konsole als Zweitkonsole im Hause zu haben.

Umso glücklicher bin ich natürlich, seitdem es Final Fantasy auch für die Xbox gibt. Den Einstand feierte Final Fantasy XIII, was mich noch begeistern konnte. Das Prinzip, direkte Nachfolger zu liefern, gefiel mir dann schon nicht mehr so gut, bereits bei Teil zehn konnte mich nicht begeistern. Dies ist auch ein Grund, warum ich zum Release von XV skeptisch war. Die Wege der letzten Teile bewegten sich etwas weg von dem, was ich mit der Serie verbinde, darüber hinaus ist der neue Teil eigentlich einmal als etwas ganz Anderes geplant worden. Es sollte in Final Fantasy XIII Versus als Spin-Off mit dynamischem Kampfsystem geben. Auch diese Tatsache stimmte mich skeptisch.

Als ich das Spiel dann in die Konsole legte, fühlte ich doch noch etwas Hype, der dann durch einen Schriftzug direkt im Spiel eingeschränkt wurde: Dies ist ein Spiel für Neulinge der Serie und für Fans. Geht man hier wieder ganz neue Wege? Kann ich als Fan mich damit anfreunden? Diese Fragen werde ich versuchen zu beantworten, direkt vor Weg kann ich sagen, enttäuscht hat der Titel mich nicht, dies hat viele Gründe.

Ein etwas anderes Gespann

Wie immer spielt auch dieser Final Fantasy-Teil in einer Welt, welche klassische Fantasy-Elemente wie Schwertkämpfe und große Königshäusern mit moderner Technik wie Autos und Smartphones verbindet. Hauptfigur in unserem Abenteuer ist Noctis Lucis Caelum, Sohn des Königs Regis Lucis Caelum CXIII. Dies macht Noct, wie er auch genannt wird, zu einem Prinzen. Unsere Reise beginnt, als Noct sich von seinem Vater verabschiedet, er wird seine Braut treffen, um diese dann anschließend zu heiraten. Doch diese Reise macht Noct nicht alleine. Seine drei besten Freunde begleiten ihn dabei. Ignis Scientia, Gladiolus Amicitia und Prompto Argentum kennt Noct sein ganzes Leben, schließlich sind sie nicht nur seine Freunde, sondern auch seine Leibgarde.

Dies unterscheidet Final Fantasy XV etwas von anderen Teilen. Meist haben wir eine Truppe aus Männern und Frauen, meist ergibt sich eine Liebesgeschichte und meist sind unsere Protagonisten zufällig zusammengewürfelt, so dass diese sich im Laufe des Spieles kennenlernen. Hier haben wir keine direkte Lovestory (klar der Prinz möchte zu seiner Braut, dies tritt aber nicht als klassische Romanze in den Vordergrund) und auch die Geschichte um eine neue Freundschaft entfällt.

Äußerlich sind die vier Hauptfiguren nicht mein Stil, stellenweise recht Androgyn und auch Hip, das gefällt mir erstmal nicht, kein Wunder das die Gruppe in Fankreisen einfach nur als „Die Boyband“ bezeichnet wird. Zu meiner Überraschung habe ich die Crew dennoch ins Herz geschlossen. Es ist eine tolle neue FF-Erfahrung eine Gruppe zu steuern, die bereits beste Freunde sind, die alles für einander tun würden und die dennoch irgendwann zu zerbrechen drohen.

Ohne zu spoilern kann ich sagen, dass die Hochzeit nicht direkt stattfindet, es bricht ein Krieg aus, während die Boyband auf dem Weg zur Braut ist, dadurch müssen andere Wege gegangen werden. Wir haben hier eine Final Fantasy-Story um klassische mysteriöse Bösewichte und Magie, aber eben auch ein Roadmovie über eine Männerfreundschaft. Gerade die Beziehung des Vierergespanns ist so gut und realistisch geschrieben und inszeniert, dass es eindeutig eine meiner liebsten Final Fantasy-Stories geworden ist.

Eine offene Welt

Die klassische Oberwelt, welche Städte verbindet, wurde bei Final Fantasy immer hintergründiger, doch in Final Fantasy XV feiert sie ein großes Comeback. Die offene Welt ist einfach riesig und nicht nur das, sie ist auch sehr gut gefüllt. Tankstellen, Dörfer, Großstädte, Natur und NPCs, es gibt einfach viel zu erleben. Das ist so viel, dass es den Spieler am Anfang doch etwas überfordern könnte.

Mir ging es so, dass ich sehr lange gebraucht habe, bis ich die eigentliche Story des Spiels aufgenommen habe, da es einiges abseits der Geschichte zu erleben gibt. Es gibt haufenweise Sidequests, von denen sich leider viele sehr ähneln. Einige NPCs schicken euch auch zehn Mal ein bestimmtes Gemüse holen. Da diese Quests optional sind, ist dies aber nicht so schlimm. Ein cooles Feature hierbei ist, dass selbst wenn die Quest nicht eure aktive Quest ist, ein Hinweis auftaucht, wenn ihr euch in der Nähe des gesuchten Items befindet. So kann man auch Aufgaben einfach im Logbuch haben und erledigt sie möglicherweise zufällig auf dem Weg. Viele Quests führen auch in ähnliche Gegenden.

Bei der Verteilung der vielen Nebenaufgaben muss ich mich aber wundern. Wie eingangs erwähnt sind Spieler direkt am Anfang überfordert, dies ändert sich zum Ende des Spiels. Etwas mehr als die Hälfte verbringt ihr in der weiten, offenen Welt voller Möglichkeiten, habt ihr dann aber mehr als die Hälfte der 15 Kapitel erledigt, wird das Spiel plötzlich sehr linear.

Zwar wird die Story umso tiefgehender und vor allem ungewohnt düster, doch eben auch sehr geradlinig, was genau das Gegenteil zum Beginn des Games darstellt. Zwar könnt ihr über einen kleinen zeitreisenden Hund zurück zu den Nebenquests, dennoch hätte man hier die Fülle der Aufgaben besser im Spiel verteilen können. So verbringt ihr gerne 40 Stunden bevor ihr die Hälfte der Kampagne geschafft habt, indem ihr viel erforscht, schafft dann die zweite Hälfte der Story aber wesentlich schneller.

Wer jetzt auf Zahlen steht: Final Fantasy ist gefühlt unendlich, die Entwickler geben 200 Stunden an, um alles zu finden und zu schaffen. Ich habe keine 200 Stunden gespielt, aber ich halte dies (inklusive etwas Grinden) für nicht unrealistisch. In jedem Fall wird Final Fantasy XV für Komplettisten mehr als 120 Stunden auf die Uhr bringen, auch wenn dann einige Stunden etwas repetitiv sein werden.

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Fazit

Wie schon Samuel L. Jackson John Travolta in Pulp Fiction fragte „Sind wir zufrieden?“, habe ich mich das auch gefragt, als ich Final Fantasy viele Stunden gespielt habe. Die Antwort darauf fällt mir leicht „Ja wir sind zufrieden“.

Zwar sind die Wege und das Fahren stellenweise etwas viel und es gibt mit Pop-Ups und der Kamera einige nervige Fehler, insgesamt ist das jedoch wenig, was hier falsch gemacht wurde. Mutige Neuerungen wie das Kampfsystem und komplett neue Protagonisten stehen dem Spiel wirklich gut und werden tatsächlich auch viele Neulinge anlocken können.

Zwar kann die Boyband um Noct mir nicht Cloud und Tifa ersetzen, aber dennoch ist es für mich eine der besten Gruppen, die in einem Final Fantasy je geboten wurden und dafür verdient die Party eindeutig den XBoxUser Special Award.

Auch bei der Spielzeit kann ich wirklich nicht meckern. Klar, die Aufteilung der Nebenquests ist etwas merkwürdig, aber insgesamt kriegt man hier für sein Geld eine dreistellige Spielstundenanzahl und das Wichtigste ist: Fast jede dieser Stunden macht Spaß.

Für mich ist Final Fantasy XV das perfekte Winterspiel. Es ist ein kitschiges aber unterhaltsames Märchen, was mich für viele Stunden aus dem grauen Winter geholt hat und auch nach diesem Testbericht weiterhin tun wird. So muss ein JRPG gemacht werden!


Bewertung

Pro

  • Freundschaft als toller Story-Fokus
  • Viel Spielzeit
  • Eine riesige offene Welt
  • Neues Kampfsystem bietet viele Möglichkeiten
  • Starke deutsche Synchronisation

Contra

  • Kamera in den Kämpfen schwach
  • Zum Ende wird das Game sehr linear

Story 9 von 10
9/10
Gameplay 8 von 10
8/10
Spielspaß 8 von 10
8/10
Umfang 10 von 10
10/10
Grafik 8 von 10
8/10
Sound 9 von 10
9/10
XBU-Gold-Award
9
XBU-Special-Award

1 Kommentar

XBU H3tf1eld Mo, 27.02.2017, 21:19 Uhr

Meine Frau hat das Spiel am Wochenende durchgespielt. Ich habe über weite Strecken hinweg mit zugeschaut. Zum Ende hin wurde die Story richtig spannend und das "Finale" natürlich sehr emotional. Tolles Review und sehr tolles Spiel :smt023