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Du bist der Controller

Kinect ist neu, Kinect ist anders. Trotz der zuvor genannten Schwächen, die zum einen Teil vermutlich aus Kostengründen (Hardware-Auflösung) und zum anderen aus Zeitgründen (Software-Dashboard/Sprachsteuerung) nicht bzw. noch nicht vorhanden sind, haben wir hier eine innovative Technik vor uns stehen. An der Präzision muss der ein oder andere Software-Entwickler noch feilen, aber die passende Hardware mit innovativen Funktionen steht bereit.

Die Unterschiede in der Präzision werden nach dem Spielen von den ersten Kinect Games auffällig, denn nicht jedes Spiel ist gleich genau, weshalb man auch zu dem Schluss kommen kann, dass die Unterschiede in den auftretenden Verzögerungen oder Ungenauigkeiten softwareseitig zu suchen sind, die dann auch entsprechend in den Gamereviews zum Tragen kommen werden.

So ist zum Beispiel das Navigieren von Joy Ride ein Graus, weil die Steuerung viel zu "fein" eingestellt ist und die navigierende Hand im Eiltempo über das Menü jagt. Da muss man seine Hand schon sehr ruhig halten, ansonsten wechselt der Cursor dauernd von einem Menüpunkt zum nächstgelegenen. Das geht bei anderen Spielen deutlich besser und problemlos, Hand langsam in den Bereich bewegen, den man markieren will, 2 Sekunden zur Bestätigung an der Stelle verweilen, fertig.

Neben der Navigation gibt es aber natürlich auch Unterschiede bei den Spielen und sogar innerhalb der Spiele selbst. So funktionieren bei Kinect Sports die Mini-Games prima, aber beim Boxen kommt man nicht nur selber mächtig ins Schwitzen. Hier scheint eine erhöhte Schlagfrequenz dafür zu sorgen, dass das Spiel nicht hinterherkommt. Andererseits nützt wildes Button-Mashing bei Fight Night auch nichts. Dennoch, Verzögerungen sind in einigen Bereichen deutlicher zu spüren, sollten aber softwareseitig bis aufs minimalste runter gedreht werden können.

Aufwärmen, Aufdrehen, Ausruhen

Wenn auch hier und da etwas hätte besser sein können, so sei dennoch bemerkt: Kinect funktioniert! Man kann zu zahlreichen Mini-Games, Partyspielchen, Sportaction, Tanzeinlagen und Fitnessübungen richtig aufdrehen, ordentlich ins Schwitzen kommen und dabei vor allem Spaß haben. Man sollte aber je nach Spiel überlegen, sich etwas zu Stretchen und Aufzuwärmen, wenn es auch albern klingen mag. Wenn man nämlich direkt mit Fußball bei Kinect Sports anfängt und meint, man müsste wie Cristiano Ronaldo gegen den virtuellen Ball treten, der muss sich nicht wundern, wenn er hinterher eine Leistenzerrung hat. Ebenso ist durchaus mit Muskelkater zu rechnen, wenn man einige Stunden am Abend Kinect spielt, deswegen wird man auch immer wieder mal per Einblendung nach einer Pause gefragt. Also bitte nicht selber überschätzen und es durchaus als sportliche Aktivität wahrnehmen.

Der Sensor erkennt euren Körper und dessen Bewegungen und kann sie so ins Spiel portieren. Lässt man sich auf das Kinect-Spielen ein und versucht, sich so zu bewegen, dass Sensor & Software im Einklang sind, könnt ihr viele spaßige Stunden mit Kinect erleben. Wer also auf Hinweise mit dem Umgang achtet, sich im passenden Spielradius befindet und nicht wild mit allen Körperteilen rumfuchtelt, sollte wenig Trübsal blasen. Da kann man es durchaus auch verzeihen, wenn der eigene Avatar im Spiel mal einige Millisekunden später reagiert, denn das Spielen mit Kinect klappt sonst erstaunlich gut.

Besonders erstaunlich war für mich persönlich aber das Erlebnis am zweiten Abend mit Kinect: Meine Frau, die in den vergangenen knapp fünf Jahren mit diversen Xbox 360 Konsolen zu hause mal eine halbe Stunde Lips mit mir gespielt hat, war neugierig auf Kinect geworden und fragte, ob sie mitspielen kann. Nach gut zwei actionreichen Stunden mit Kinect Adventures und Kinect Sports fragte ich, wie ich denn zu der Ehre käme, dass sie mit mir nun Xbox spielt. Ihre passende Antwort dazu wörtlich: "Hier muss ich ja keine blöden Knöpfe drücken!".

Dieses Ereignis zeigte mir noch einmal ganz deutlich auf, für wen Microsoft eigentlich dieses Kinect auf den Markt wirft. Man möchte damit vor allem neue Spieler gewinnen, die eben noch nicht mit der Xbox spielen, denn Hardcoregamer haben die Xbox ja schon längst in ihr Herz geschlossen. Man möchte nun vor allem Frauen und Kinder dazu gewinnen, fokussiert mit Kinect also auf Party- und Familienspiele. Wer mit Controllern nie klar kam, hat nun keine Ausrede mehr, denn Kinect kann man sofort. Bei meiner Frau, die mit Videospielen sonst nichts anfangen kann, ist dieses Unterfangen schon einmal geglückt. Die kommenden Wochen und Monate werden zeigen, wie viele sich noch dazu gesellen werden.

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Fazit

Der Kinect Sensor ist eine absolute Innovation in der Videospielwelt, denn er erlaubt es, sich beim Spielen gänzlich ohne Controller zu bewegen. Diese Innovation und der Mut, etwas Neues zu machen anstatt bestehende Bewegungscontroller zu kopieren, haben sich den XBoxUser Special Award redlich verdient.

Microsoft hätte die Technik allerdings für noch bessere Ergebnisse aufrüsten und vor allem Funktionen wie Sprachsteuerung und komplettes Dashboard-Navigieren zum Start implementieren sollen. Bei Letzteren bleibt zu hoffen, dass sie kommendes Jahr mit Dashboard-Updates zur Verfügung gestellt werden.

Dennoch, trotz der kleinen Macken bleibt ganz klar festzuhalten: Kinect macht richtig Spaß! Wer sich auf bunte Partyspiele, lockere Sportgames, wilde Tanzeinlagen oder harte Fitnessaction einlassen kann, der wird ins Schwitzen kommen und dank dem aktiven Spielerlebnis mit Kinect neben Muskelkater sicher auch schnell ein breites Grinsen sein eigen nennen.

Wer sich sonst nur in Shooter- und Gruselaction zu Hause fühlt, der wird mit Kinect sicherlich nicht "bekehrt" werden, wer aber vorher schon etwas mit Lips, Scene It, Viva Pinata & Co. etwas anfangen konnte, sollte Kinect unbedingt einmal bei einem Freund testen, oder bei einer Freundin... denn durch Kinect kann sich die Zahl der weiblichen Konsolenzocker durchaus deutlich erhöhen.


Bewertung


Design 9 von 10
9/10
Verarbeitung 9 von 10
9/10
Dokumentation 9 von 10
9/10
Installation 9 von 10
9/10
Funktion 8 von 10
8/10
Preis / Leistung 8 von 10
8/10
XBU-Gold-Award
9
XBU-Special-Award