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Es ist nicht besonders nett, neu erschienene Spiele mit anderen Titeln zu vergleichen. Wenn wir aber Death's Door als Mix aus The Legend of Zelda und Dark Souls betiteln, meinen wir das voller Respekt. Was die zwei(!) Entwickler von Acid Nerve da auf die Beine gestellt haben, ist – Spoileralarm – einfach umwerfend. Warum wir Death's Door nicht beiseitelegen konnten, erfahrt ihr in unserem Testbericht.

Der Tod ist ein Business

Gestorben wird immer, ein Business drumherum zu bauen ist also sicher nicht verkehrt. Als namenlose Krähe sind wir Angestellter und haben einen einzigen Job – eine mächtige Seele einzusammeln. Blöderweise wird die uns direkt aus den Händen gerissen, als wir sie wiedergefunden haben.

Der Übeltäter ist schnell aufgespürt… doch die Seele verschwunden – hinter der namensgebenden Death's Door. Er erzählt uns, dass wir jetzt sein Schicksal teilen und sterblich sind, bis wir die Tür öffnen und die verlorenen Seelen aufspüren können.

Dazu müssen wir durchs Land ziehen und drei große Seelen besonderen Kreaturen abluchsen – indem wir sie abmurksen, ist ja klar. Und so beginnt unsere Reise…

Was verbirgt sich hinter der namensgebenden Tür?

Dark Souls in Nett?

Nicht nur bei der recht düsteren Grundstimmung und der Seelenthematik erinnert der Indie-Hit an Dark Souls. Auch das Kampfsystem an sich lässt kaum Fehler zu – doch dazu später mehr. Wer jetzt aber direkt aufhört zu lesen, weil er Dark Souls gehört hat, sollte dranbleiben.

Warum? Death's Door versprüht so viel Charme und hat auch jede Menge Witz – seien es die Namen einiger Weggefährten oder auch die Dialoge, die immer wieder die Situation auflockern. Und auch wenn es am Ende immer auch ums Töten und Kämpfen geht, ist die Welt recht bunt und voller schräger Gegner und Bosse.

Die bunte Welt der einsamen Krähe

Gerade die Optik fesselt auf den ersten Blick. Zu Beginn landen wir Beispielsweise im Büro, von wo aus wir durch verschiedene Türen die einzelnen Welten bereisen. Bis auf die Farbe Rot ist der Rest schwarz und weiß – so ein Arbeitsalltag ist nun mal sehr trist.

Der Büroalltag in Death

Erst wenn wir einzelne Welten betreten, wird der Bildschirm mit Farben überflutet. Keine Bange aber, die bunten Töte sind recht gedeckt und sind einfach stimmig. Jeder noch so abgedrehte Gegner, etwa rucksacktragende Zweibeiner, fügt sich nahtlos in das Spiel ein. Optisches Highlight sind vor allem spätere Gebiete und die Bosse, die nicht nur mechanisch, sondern eben auch aufgrund ihrer Aufmachung vollends überzeugen können – eine Hexe beispielsweise könnte genau so auch in einem Studio Ghibli-Film mitspielen.

Audiotechnisch werden wir ebenfalls verwöhnt. Tolle Musikstücke prägen sich ein – eben ganz so wie in The Legend of Zelda. An einigen Stellen herrscht aber auch einfach Stille – so können wir bestens die dichte Atmosphäre aufsaugen und uns von den anstrengenden Kämpfen erholen.

So simpel und doch so kompliziert

Das Kampfsystem ist eines der Highlights im Spiel. Warum? Weil es einfach zu erlernen, aber schwer zu meistern ist. Im Grunde haben wir unser Schwert für den Nahkampf und eine Fernkampfwaffe – anfangs ein Bogen, später kommt Magie hinzu. Na, und dann können wir noch ausweichen. Das war's. Keine Kombos, kein Blocken!

Was einfach klingt, ist jedoch sehr fordernd. Gegner schlagen teilweise sehr schnell zu, unser Schwert hat keine große Reichweite und wir müssen uns ständig in Bewegung halten, um nicht getroffen zu werden – teilweise wimmelt der Bildschirm nur so vor Feinden und Geschossen.

Es wird jede Menge gekämpft... und gestorben.

Gut, sagt ihr jetzt, dann stellen wir uns eben in eine Ecke und mähen mit dem Bogen entspannt alles nieder. Gute Idee – die leider nicht aufgeht. Unser Bogen oder auch unsere Magie ist begrenzt durch eine Art Mana oder Ausdauer. Ganze vier Schüsse können wir abgeben, dann ist die Leiste aufgebraucht.

Genau dieser Kniff ist es aber, der die Kämpfe so dynamisch macht. Um nämlich unsere Ausdauer – die keinen Einfluss auf den Nahkampf hat – wieder aufzufüllen, müssen wir in den Nahkampf. Jeder Treffer unseres Schwertes füllt ein Symbol unserer Leiste wieder auf. So ergibt sich ein ewiger Tanz aus Schwerthieben, Ausweichrollen und Fernkampfangriffen!

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Fazit

Death's Door beinhaltet so viel kleine Mechaniken, die so perfekt ineinandergreifen, dass man den Controller gar nicht mehr aus der Hand legen möchte. Die Kämpfe sind richtig motivierend, bis zum Schluss aufgrund der geringen Gesundheit knackig, nie aber unfair.

Hinzu kommt ein wirklicher toller Artstyle, ein wunderschöner Soundtrack und jede Menge zu entdecken. Der Gameplay-Mix macht einfach süchtig – man will immer mehr von der wirklich toll gestalteten Welt einsaugen.

Leider ist nach rund 6-7 Stunden der Endboss gelegt. Klar, einige Stunden kann man noch mit dem Erkunden der Gebiete füllen – zumal nach dem Endboss noch nicht ganz Schluss ist. Trotzdem hätten wir uns mehr gewünscht.

Das ist aber meckern auf ganz hohem Niveau, denn wir finden das Gebotene für rund 20 Euro mehr als fair. Vielmehr hoffen wir, dass in Zukunft noch mehr Bosse, Gebiete und Dungeons per DLC nachgereicht werden – ein paar Türen könnte man sicher noch öffnen.


Bewertung

Pro

  • Eingängiges Kampfsystem
  • Heilsystem ist sehr einfallsreich
  • Knackiger, aber fairer Schwierigkeitsgrad
  • Tolles Design
  • Viel zu entdecken

Contra

  • Gadgets spielen nur einen untergeordnete Rolle im Kampf
  • Karte beim Sammeln schmerzlich vermisst
  • Etwas Backtracking benötigt

Grafik / Stil 9 von 10
9/10
Sound / Musik 9 von 10
9/10
Gameplay: Kampfsystem 10 von 10
10/10
Gameplay: Erkundung 9 von 10
9/10
Spielspaß 10 von 10
10/10
Umfang 9 von 10
9/10
XBU-Gold-Award
9

1 Kommentar

XBU Philippe Mo, 26.07.2021, 20:58 Uhr

Du schwärmst ja ganz schön, aber irgendwie weiß ich nicht, ob mir dieses Top-Down-Kämpfen Spaß machen würde. Ich finde, da sehe ich immer zu stark das "Spiel" und kann mich nicht so sehr hineinversetzen. Hätte gerne mal Gameplay von dir dazu gesehen :)