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Anfang 2014 kündigte Tekken Producer Katsuhiro Harada an, dass er Interesse daran hätte, die Serie fortzusetzen. Während der EVOlution Championship Series 2014 in Las Vegas, die für Fighting Games Fans mit einer Weltmeisterschaft gleichzusetzen ist, wurde das Spiel dann offiziell angekündigt. Das war nicht geplant, sondern eine Reaktion auf den kurz zuvor geleakten Announcement-Trailer des Spiels.

Ein Jahr später, im März 2015, gab es ein limitiertes Arcade-Release des Spiels in Japan. Obwohl ein Konsolenport zu diesem Zeitpunkt nicht mal angekündigt war, wurde die Arcadeversion Teil des EVO 2015 Lineups. Zwei lange Jahre musste der Rest der Welt auf Tekken 7 warten. Ob es sich gelohnt und Bandai Namco die Zeit gut investiert hat, erfahrt ihr in unserem Test.

Mehr des Gleichen, weniger des Guten

Tekken 7 ist bereits der neunte Teil der Serie und bietet Fans das, worauf sie schon so lange gewartet haben: mehr Tekken! Die Mechanik und das Gameplay sind so solide wie eh und je. Mit Rage Drive und Rage Art wurde das Rage-System aus Tekken 6 marginal ausgebaut. Wer sich große Neuerungen, Wachstum oder Innovationen erhofft hat, wird leider enttäuscht.

Die größte Neuerung, neben sieben neuen Charakteren, ist Akuma aus Street Fighter. Über eineinhalb Jahre nach seiner Ankündigung und etlichen Gameplay-Videos später, hat er sich aber schon ganz gut in die Serie eingelebt.



Gegenüber den anderen Teilen der Serie wirkt das Gesamtpaket recht mager: Die charakterspezifischen Arcademodi mit eigenen Zwischensequenzen wurden durch einen Spielmodus ersetzt, der freigeschaltet werden muss und lediglich einzelne Kämpfe und eine kurze Zwischensequenz bietet. Komplett verschwunden sind die beliebten Minigames; kein Volleyball, kein Bowling, kein Beat ‘em Up-Sidescroller, der seit Tekken 3 fester Bestandteil war.

All fights are personal

Die Ergänzungen der Konsolenversion schauen mehr in die Vergangenheit als in die Zukunft. Die Kämpfe des Storymodus werden durch eine seltsame Erzählweise eines Reporters zusammengehalten, die vorgibt, Antworten auf langjährige Fragen zu haben, ohne sie jemals wirklich zu beantworten. Das stichelt Fans und ist wenig interessant für Tekken-Neulinge. Das Ergebnis ist eine Geschichte, die dazu verdammt scheint, beide Arten von Spielern zu enttäuschen.

Teile der Geschichte werden groß aufgebauscht und führen ins Nirwana, Charaktere werden in die Story gezwängt ohne sie voranzutreiben – nur, damit sie an Kämpfen teilnehmen können. Die wenigen Antworten, die Spieler tatsächlich erhalten führen zu Erkenntnissen, die dem epischen Aufbau nicht gerecht werden. Viele der Kämpfe im Story-Modus bestehen aus Lückenfüllern. Welle um Welle identischer Gegner müssen bekämpft werden. Verliert man, beginnen die Begegnungen von vorne. Wenn man bedenkt, dass die Story in Tekken immer deutlich prominenter und besser war als die seiner Zeitgenossen, ist das ganz schön enttäuschend.



Der Hauptstory beschränkt sich fast ausschließlich auf bereits etablierte Charaktere. So erfährt man von Neuankömmlingen nur in kleinen Nebenmissionen, die natürlich qualitativ nicht an die Präsentation der Hauptstory herankommen und eher eigenständig statt verwoben sind. Eine seltsame Entscheidung, wenn man bedenkt wie sehr die Hauptstory davon lebt, dass die etablierten Charaktere eine langjährige Geschichte miteinander haben und es keine Versuche gibt, die Neuen in diesem Spannungsbogen zu integrieren.

Treu geblieben

Das Kampfsystem ist relativ unberührt; und das ist nichts Schlechtes. Kaum ein anderes Fighting Game schafft es, bei Schlägen und Kollisionen so viel Schwere und Wucht zu vermitteln. Alle Aspekte der Präsentation machen schnell klar, dass die Kämpfer knallhart sind und nicht mit Ihnen zu Spaßen ist; selbst Kuma und Panda.

Sowohl die wiederkehrenden als auch neuen Charaktere passen mechanisch sehr gut zusammen und sind gut ausbalanciert. Akuma schafft den Demon Flip aus Street Fighter zu Tekken ohne dabei zu unpassend zu wirken. Selbst die Feuerbälle passen erstaunlich gut in den Rest des Spiels. Jeder der 38 Charaktere kommt mit seinem eigenen Kampfstil und etlichen Personalisierungsmöglichkeiten daher. Gepaart mit der enormen Tiefe und Komplexität des Kampfsystems gibt es auch nach hunderten Stunden noch etwas zu tun und zu lernen.

Online-Multiplayer funktioniert tadellos: minimales Lag, gutes Matchmaking und eine magere Auswahl an Spielmodi.



Auch wenn das Gameplay immer noch großartig ist, ist es mit Sorge zu beobachten, dass Tekken sich mehr und mehr auf ein kaum verändertes Kampfsystem stützt, um sich in einer Welt zu behaupten, in der Fighting Games immer bessere Gesamtpakete bieten. Das kürzlich erschienene Injustice 2 bietet beispielsweise einen großartigen Storymodus, etliche weitere, umfangreiche Spielmodi, ein Tutorial und vieles mehr. Tekken 7 wirkt dagegen unvollständig, obwohl es bereits erstmals 2015 erschien.

Fazit

Im Großen und Ganzen ist Tekken 7 gegenüber den Vorgängern unverändert. Die neuen Charaktere und ein leicht ausgebautes Kampfsystem können nicht ganz über den Wegfall der Spielmodi hinwegtrösten.

Auch, wenn wir mehr auszusetzen als zu loben hatten: Tekken 7 ist nicht schlecht, es stagniert nur etwas. Wer weiß, wie lange die Serie sich noch auf seinem guten Kampfsystem ausruhen kann. Ich mag Tekken 7, aber das ist wohl der letzte Teil der Serie, der damit davon kommt.


Bewertung

Pro

  • altbewährt gutes Kampfsystem
  • wuchtige Effekte
  • viele Stages und Arenen
  • über 30 Charaktere
  • weitgehend lagfreies Online-Multiplayer
  • sehr viele freischaltbare kosmetische Anpassungen
  • umfangreiche Galerie aus 20 Jahre Tekken

Contra

  • lange Ladezeiten
  • nur essentielle Spielmodi
  • schwache Mimik und stellenweise nicht-zeitgemäße Texturen
  • kein Tutorial

Präsentation / Grafik 7 von 10
7/10
Sound 7 von 10
7/10
Gameplay 9 von 10
9/10
Story 5 von 10
5/10
Multiplayer 8 von 10
8/10
Umfang 7 von 10
7/10
Spielspaß 9 von 10
9/10
7

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