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Extremsportspiele haben einen schweren Stand heutzutage. Während sie Ende der 90er und Anfang 2000er hoch im Kurs waren, findet man heute höchstens noch ein Remaster von alten Tony-Hawk-Spielen für die Xbox. Umso mehr erfreut es uns, dass Ubisoft ein neues Spiel herausbringt, das in die Fußstapfen des 2016 erschienenen Steeps tritt und gleichzeitig als dessen spiritueller Nachfolger gilt. Wir haben uns die Kombination aus BMX, Snowboard und Ski, Wingsuits und abgefahrenen anderen Transport-Möglichkeiten angesehen und berichten in unserem Review.

Die Always-On-Geschichte: Pro und Contra

Erneut schafft es Ubisoft nicht, den Kritikpunkt von Steep auszumerzen: Auch Riders Republic bleibt ein Spiel, was für den Karriere-Modus eine permanente Internetverbindung benötigt. Zwar könnt ihr im freien „Zen-Modus“ auch offline spielen, aber um Events abzuschließen oder eure Karriere voranzutreiben, muss das Spiel mit den Ubisoft-Servern verbunden sein.

Dazu muss man sagen, dass wir 2021 schreiben und das Internet mitsamt seinen Diensten wie Game Pass, Streaming und Co. fortgeschritten ist. Deswegen stört es etwas weniger als noch vor 5 Jahren. Was Ubisoft mittels dieser Internetverbindung erreicht, ist umso beeindruckender. Und zwar ist die Open-World-Karte von Riders Republic voll, aber wirklich komplett vollgestopft mit Geisterfahrern und echten Fahrern, die ihr Unwesen treiben. Dies belebt die Welt ungemein. Und die Geisterfahrer, die ihr seht, wirken erstaunlich echt. Das hat Ubisoft so gut hinbekommen, wie wir es noch nie zuvor in einem anderen Spiel gesehen haben. Das Verhalten der Geisterfahrer ist 1:1 an das Vorgehen echter Spieler angelehnt und imitiert es teilweise nicht nur, sondern zeigt uns auch, was die anderen Spieler tatsächlich getan haben.

Nicht nur im offenen Umhererkunden ist das der Fall: Nein, auch bei den Rennen sind die Geisterfahrer präsent und zeigen dadurch ein Verhalten, das keine KI auch nur ansatzweise nachmachen könnte. So fühlt man sich umso verbundener mit der Welt, wenn man sieht, dass in einem Rennen ein Typ in einem Einhornkostüm plötzlich in der gleichen Kurve wie man selbst volle Möhre gegen den einen störenden Baum rast oder eine im Bikini bekleidete vermummte Gestalt ihren Dreifachsalto vermasselt und unsanft auf dem Boden landet. Das beruhigt, lässt einen schmunzeln und die Rennen fühlen sich gleich viel realistischer an.

Andererseits… hat man dadurch auch keine echte Pausenfunktion mehr. Die Geisterfahrer und die permanente Internetverbindung sorgen für das gleiche Problem wie bei Steep: Mal eben Pause drücken und aufs Klo gehen ist nicht. Denn das Spiel, bzw. das Rennen läuft eiskalt weiter. Somit kommt auch eine coole Funktion des Spiels, das Zurückspulen im Moment eines desaströsen Fails, etwas zu kurz: Denn spult man zurück, rasen die anderen Fahrer eiskalt an einem vorbei und man hat absolut nichts gewonnen. Dies führt auch öfter mal zu einem kompletten Neustart des Rennens, da man sich keine Fehler und keine unkonzentrierten Momente für eine Pause gönnen kann: Man muss es, wie in Multiplayer-Games, durchziehen.

Ohne Story, mit viel Cringe und viel modernem Microtransaktions-Schnickschnack

Seien wir ehrlich: Riders Republic macht in den ersten Spielstunden einfach keinen sehr guten Eindruck, weil es die gleichen Fehler wie Steep nachäfft und teilweise verschlimmert.

Es fängt schon bei der Charaktererstellung an. Zwar hat man mittlerweile auch die Möglichkeit, eine weibliche Riderin zu erstellen, doch sind die Kreativmöglichkeiten insgesamt stärker eingeschränkt, als es bei Tony Hawk’s Pro Skater 3 aus dem Jahre 2001 ist. Es gibt nur ein paar fertige Gesichter zur Auswahl, ein paar ganz wenige Frisuren, man kann die Körperform oder -größe gar nicht bestimmen. Im späteren Spielverlauf stellt man sogleich auch fest, warum: Ähnlich wie viele Top-Titel heutzutage, bietet RR (Riders Republic) einen „Shop“ indem man sich Ausrüstung, Klamotten und viele ästhetische Objekte kaufen kann. Entweder durch sauer verdientes Ingame-Geld, oder teilweise nur mittels einer anderen Währung, die es nur gegen Echtgeld, sprich: Mikrotransaktionen, gibt… Traurig und unnötig.

Ich erinnere mich noch zu gut an Spiele, in denen man diese kosmetischen Objekte einfach nur durch Spielen freischalten konnte. Kennt jemand der neuen Generation dieses Wort überhaupt noch? Es ist nicht gleichbedeutend mit kaufen, nein… Leider ist RR vollgepackt mit Mikrotransaktionen, tagtäglichen „Deals“, die ändern, usw. Ich kann eben NICHT nach Belieben meinen Spielcharakter verändern… Mehr als schade. Allerdings: Die verschiedenen Sportgeräte (neue Snowboards, neue Bikes, etc.) kann man freischalten und je besser euer Gear und je spezifischer an die Rennstrecke angepasst, desto besser werdet ihr auch performen. Das Freischalten neuer Sportgeräte macht Spaß.

Genau wie bei Steep gibt es in RR aber auch eigentlich keine große Story. Bzw., die Story, die präsentiert wird, ist so derart grausam cringe, dass das Spiel komplett neue Standards des Fremdschämens setzt – noch in Jahren werde ich mich an die gruseligen Momente von RR erinnern. Die unangenehmen Dialoge sind derart awkward, dass man es noch nicht einmal mit einer Videospiel-Nostalgie rechtfertigen könnte: Selbst Anfang der 2000er wären die enthaltenen Wortspiele und das benutzte Vokabular altbacken gewesen.

Schwamm drüber… Aber die nächsten Spielmomente sind auch nicht viel besser. Das Tutorial, bei der man für jeden Spielschritt an der Hand gehalten wird, entfaltet sich gerne mal über 1-2 Stunden Spielzeit. Hat man diese als Veteran überstanden, kann es dann auch endlich mit der Erkundung losgehen… Endlich!

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Fazit

Riders Republic macht die Fehler von Steep wett und sorgt mit einem quietschbunten und unrealistischem, aber unterhaltsamen Gameplay in einer Open-World-Umgebung für Spaß. Egal ob Snowboard, Skier, BMX, Wingsuit oder sonstige aberwitzige Sportgeräte: Alles fühlt sich authentisch an und macht Spaß. Zwar gibt es hier und da ein paar Aspekte, die negativ auffallen, insgesamt fühlt sich das Spiel aber vom Kern her sehr gut an. Da verzeiht man einem Spiel 2021 auch, dass es immer eine Internetverbindung benötigt und dass die Events auf Dauer etwas repetitiv sind… Hauptsache das Gameplay stimmt.

Und beim Gameplay hat Ubisoft echt alles richtig gemacht, denn die Sportarten fühlen sich allesamt fantastisch an (abgesehen vom etwas langweiligen Jetpack). Wer dann noch im Multiplayer in einem wahnsinnig chaotischen 64-Spieler-Rennen teilnimmt, weiß, warum Riders Republic einen in den Bann ziehen kann: Die vielen verschiedenen Möglichkeiten, das schiere Ausmaß der Open-World-Karte, die vielen Möglichkeiten, neue Dinge freizuschalten und der Spaß, den man hat, wenn man mit 100 Sachen in einem BMX um die Kurve schnellt, sind alles Elemente, die man als Fan von Extremsport-Games schon lange nicht mehr so gut in einem Game zusammengefunden hat.


Bewertung

Pro

  • Riesige Open-World
  • Sehr gute Geisterfahrer in Events
  • Unglaubliches Extremsport-Gameplay
  • Spaßiger Multiplayer
  • Guter Soundtrack

Contra

  • Stetige Internetverbindung benötigt
  • Kosmetische Objekte mit Mikrotransaktionen
  • Events können auf Dauer repetitiv sein
  • Unglaubliche cringy Zwischensequenzen

Grafik 7 von 10
7/10
Sound 8 von 10
8/10
Story 5 von 10
5/10
Gameplay 10 von 10
10/10
Umfang 8 von 10
8/10
Multiplayer 8 von 10
8/10
XBU-Gold-Award
9

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