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Die Macher haben, nach einem wirklich tollen Erfolg des ersten Teils, nun auch den zweiten Teil mit der Divinity: Original Sin 2 Definitive Edition veröffentlicht. Wie auch schon zuvor profitiert die Konsolenversion von den Weiterentwicklungen des PCs. Ob der neue Teil allerdings die Tradition erfolgreich fortsetzen kann, finden wir im Test für euch heraus.

Mein Gespräch mit der Ziege

The Divinity 2 schreibt "Rollenspiel" und die damit verbundene Freiheit beispiellos groß. Insofern man den Tier-Perk besitzt, kann man sich mit den Tieren unterhalten, die einem wertvolle Informationen über die Umwelt liefern können. Ob sie das auch tun, hängt von der eigenen Redekunst ab.

Übrigens werden die Tiere großartig synchronisiert. Das Määähen wird von den Sprechern wunderbar vertont und löst alleine dadurch schon ein Schmunzeln aus. Ein Gespräch mit dem Vieh fördert mehrere Dialogoptionen zu Tage, die einem den Gemütszustand der Ziege näher bringen als man glaubt.

Und als man will. De facto sieht die Ziege unsere Überlebenschancen als gering an. Geringer als ihre eigenen. Das wird sie auch nicht müde zu erwähnen. Der Zynismus und die Ironie, die durch diese Art von Gespräch entsteht, ist klasse. Die Liebe steckt im Detail von Divinity 2 und alleine diese Art von Gesprächen ist es wert, sich damit auseinanderzusetzen.

Das Ich und andere Persönlichkeiten

Es gibt zu Anfang umfangreiche Möglichkeiten, den eigenen Charakter zu gestalten. Doch viel spaßiger sind noch die vorgefertigten Charaktere, die zudem mit einer eigenen Backstory jeweils aufwarten. Wie wäre es mit einer rachesuchenden Elfin, die ihren Meister auf jede nur erdenkliche Weise hinrichten möchte? Oder einem tausend Jahre alten Magier, der kein Problem damit hat, seine Kumpanen einzuäschern?

Oder, noch viel lustiger, mit der Gefährtin "Lohse", die in ihrem Kopf eine dichte Menge von durchgeknallten Dämonen und Geistern hat, die sich allesamt darum kloppen, wer jetzt als Nächstes welchen Unfug anstellen kann? Die Figur Lohse macht wirklich chaotischen Spaß, da sie, wenn besessen, sich auch mal spontan gegen die eigene Truppe richtet. Man weiß nur nicht, wann das der Fall ist...

Hartes Brot für Einsteiger

The Divinity 2 hat starke Inspiration von Baldurs Gate 2 bezogen. Das merkt man an vielen Ecken und Kanten. Das Problem dabei ist, dass man nicht viel dafür getan hat, neue Spieler dementsprechend abzuholen. Zwar gibt es ein kurzes Tutorial, aber das erklärt einem gerade mal die aller rudimentärsten Basics. Wer generell mit solch komplexen RPGs bislang wenig zu tun hatte, oder nicht schon den ersten Teil gespielt hat, wird sich vor allem am Anfang sehr schwer tun. Man genießt eine große Freiheit und somit gibt es auch keinen konkreten Wegweiser, der einem klar vorgibt, was als Nächstes zu tun ist. In dem Punkt hat sich wenig zum Vorgänger getan.

Ein Fest für Taktiker

Fans von Realtime-Action RPGs werden bei Divinity 2 in die Leere schauen. Es handelt sich nämlich wie zuvor um ein rein rundenbasiertes Spiel. Das bedeutet jeder Zug und jede Aktion muss genau geplant werden. Auch die Bewegung kostet sogen. Actionpoints. Sind diese Punkte verbraucht, ist der Gegner am Zug.

Auf der anderen Seite ermöglicht dies auch ein wirklich fundiertes Planen. Man kann beispielsweise einen Ölzauber wirken, der die Gegner in Öl tränkt und dann mit dem Feuerfpeil der Bogenschützen ein schönes Grillfest veranstalten. Lieber Schenkel oder Keule? Der gesamte Angriff wird also um so effektiver, je besser man diesen mit seinen anderen Figuren kombiniert.

Koop Online und per Splitscreen

Der Koop bietet gerade beim Taktieren natürlich noch bessere Möglichkeiten. Man kann sich perfekt zusammen abstimmen, um das beste Ergebnis zu erzielen. Allerdings hat dieser auch einen Haken. Gerade im Story-Modus ist das blöde, wenn ein Koop-Mitglied dann anfängt NPCs abzuschnetzeln und somit die Dorfbewohner gegen einen aufzubringen. Oder einer gerade seinen Loot im Ort verkauft, anstatt bei einer Escort-Mission zu helfen usw.

Hier kommt es wirklich darauf an, am besten mit Freunden zu spielen und sich gut abzusprechen. Das Beste daran ist allerdings, dass man das Spiel auch wunderbar im Couch-Koop zocken kann. Ein anderer Spieler kann sich jederzeit dazugesellen und der Bildschirm teilt sich dann in zwei völlig unabhängige Bereiche. Anders als bei Diablo, wo der eine Spieler immer von der Position des anderen abhängig ist, kann hier einer weiter die Gegend absuchen, während der anderen im Ort verkauft.

Schwache Präsentation

Es gibt allerdings weiterhin einen Mangel, der verhindert, dass Divinity 2 mit den großen Jungs mitspielen kann. Große Rollenspiele wie beispielsweise Dragon Age bieten neben einer ausgefeilten Questmechanik noch eine fantastische Präsentation der Story. Das fehlt in Divinity 2 weiterhin komplett. Die Geschichte wird zum großen Teil in stehenden Bildern oder Textblöcken erzählt, die man einzeln wegklicken muss. Das ist wirklich schade, denn gerade diese Story hätte großartige Cut Scenes verdient. Eventuell reicht hierfür ja das Budget beim nächsten Teil.

Fazit

Die Reihe hat sich mit Divinity 2 weiter nach vorne entwickelt. Die Dialoge bringen einen noch mehr zum Schmunzeln und die Möglichkeiten sind vielfältiger. Das führt allerdings auch zu einer hohen Komplexität und das rudimentäre Tutorial vermag nicht auf ausreichende Weise Anfängern den Weg zu weisen. Somit ist eine hohe Einstiegshürde für alle jene, die den Vorgänger noch nie gespielt haben und nicht rollenspielafin sind.

Gerade der Aspekt des Rollenspiels wird bei dem Titel in den Mittelpunkt gestellt. Es gibt immer mehr als einen Weg zum Ziel und um die Mission zu lösen. Zudem macht das Spiel auch im Koop Laune. Durch das rundenbasierte Kampfsystem bleibt viel Zeit, um sich gemeinsam optimal abzusprechen.

Der Humor ist wie immer großartig und man hat viel Spaß mit der spannenden Story. Einziger Wermutstropfen dabei: Die Geschichte wird weiterhin mit viel Text erzählt. Es gibt noch immer keine Cut Scenes, wie man sie bei solchen Spielen eigentlich auch erwartet. Dennoch ein Titel den sich alle Fans von Baldurs Gate einmal näher anschauen sollten.


Bewertung

Pro

  • Verbesserter Look
  • Umfangreiche Spieloptionen
  • Spannende Kombinationsmöglichkeiten der Angriffe
  • Große spielerische Freiheit
  • Coch-Koop funktioniert reibungslos

Contra

  • Steile Lernkuve für Angänger
  • Schwache Präsentation der Story

Grafik 7 von 10
7/10
Sound 8 von 10
8/10
Story 7 von 10
7/10
Spielspaß 8 von 10
8/10
Gameplay 8 von 10
8/10
Multiplayer & Co-Op 8 von 10
8/10
Umfang 9 von 10
9/10
XBU-Silver-Award
8

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