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Entspannt durch die Lüfte gleiten, von Blatt zu Blatt hüpfen und die Natur genießen? Das könnt ihr in Stonefly, einem kleinen Indie-Game des Entwicklers Flight School Game. Was das kleine Action Adventure mit der ansprechenden Optik noch so zu bieten hat, haben wir uns für euch angesehen.

Jedes Abenteuer braucht eine Motivation

Eigentlich könnte das Leben so simpel sein. Annika lebt mit ihrem Vater in einer gemütlichen Behausung und hilft ihm bei anstehenden Reparaturen und Besorgungen. Die Idylle wird jedoch schnell gestört, denn nach einem nächtlichen Ausflug wird der Mech ihres Vaters gestohlen – und es ist ihre Schuld.

Was wir nebenbei erfahren: Der Mech war das Ein und Alles ihres Vaters und nach ihrer verstorbenen Mutter benannt…uff. Und so beginnt unsere Reise, denn natürlich will Annika ihren Vater wieder glücklich machen. Sie zieht aus, um den Dieb zu fassen…

Trautes Heim, Glück allein? Bald schon zieht es uns in den Wald.

Es kommt nicht auf die Größe an

Was wir euch bisher verschwiegen haben: Annika ist zwar menschlich, jedoch fingerkuppengroß. Um über all die Blätter und Äste zu gelangen, startet sie ihre Reise mit einer Heuschrecke – die bald schon nicht mehr weiterkommt.

Zum Glück treffen wir auf eine Gruppe Abenteurer, die uns in ihre Mitte aufnimmt, bei unserer Suche hilft und zudem auch noch einen alten Mech herumfliegen hat, den wir nutzen können. Das Coole: Im Lauf des Spiels kann Annika, die sich viel bei ihrem Vater abgeguckt hat, den Mech immer weiter ausbauen und mit jeder Menge Fähigkeiten ausstatten.

Das ist auch bitter notwendig, denn wer nach der Einleitung gedacht hat, es handle sich hier um einen Walking Simulator, hat sich getäuscht. Tatsächlich erkunden wir springend einige Gegenden, es kommt jedoch auch immer wieder zum Kampf gegen allerlei Krabbeltier.

King of the Leaf

Die Kämpfe sind sehr besonders in Stonefly. Statt einfach mit unseren Mech alles zu pulverisieren, was uns in den Weg kommt, versuchen wir stattdessen, uns angreifende Käfer aus den Arenen – meist Blätter, größere Zweige oder Baumstümpfe – zu schmeißen.

Das war den Entwicklern auch wichtig. In ihrer Vorstellung haben sich die Gesellschaften mit und neben den Käfern entwickelt. Sie zu töten, stünde im Widerspruch zu deren Rolle im größeren Wald-Ökosystem.

Also gilt es, verschiedenste Insekten mit unterschiedlichen Attacken auf den Rücken zu befördern, damit wir sie dann mit einem Windstoß von der Plattform befördern können. Was einfach klingt, entpuppt sich im späteren Verlauf nahezu zu einem Puzzle, schließlich muss die richtige Attacke gewählt und ausgeführt werden.

Noch ist alles ruhig, wie gleiten in Stonefly einfach dahin...

Mech am Boden

Während des Kampfes kann es passieren, dass Teile unseres Systems ausfallen. Dann können wir zum Beispiel nicht mehr gleiten oder den Windstoß nutzen. Zum Glück können wir uns jederzeit reparieren – doch die Fähigkeit hat einen Cooldown. Nehmen wir also zu viel Schaden, werden wir ausgeknockt.

Passiert das, sind wir zurück im Camp und ruhen uns aus. Diese Sequenzen, die teilweise auch vor bestimmten Story-Abschnitten bewusst genutzt werden müssen, geben uns Einblicke in Annikas Gedankenwelt und ihre Beziehungen zu den Charakteren. Obwohl wir die Idee wirklich gut finden, kann man diese Passagen nicht überspringen – was nervt, wenn man an einer Stelle mehrmals stirbt und immer wieder dieselben Gedanken präsentiert bekommt, die durchaus auch mal eine Minute umfassen können.

Sei es drum, im Lager können wir immer wieder unseren Mech aufrüsten und verbessern. Dazu benötigen wir verschiedenste Materialien, die wir beim Erkunden oder während Kämpfen abbauen können – doch Vorsicht, auch die kleineren Käfer wollen ein Stück vom Kuchen, schnell sein lohnt also.

Ich bin Schrauber und mir geht’s gut, am Tag packt mich die Sammelwut

So praktisch die Erweiterungen auch sind, in späteren Passagen des Spiels empfinden wir das System als eher störend. Der Grund? Die Materialien sind in den normalen Levels rar gesät. Wirklich fette Beute macht man nur auf Blattläusen – die wir zuvor aufspüren müssen. Dazu müssen wir in alte Level, dort blaue Glühwürmchen aufspüren und ihnen folgen. Das ist spielerisch nicht sehr anspruchsvoll und nervt zugegebenermaßen später etwas.

Wenn das alles nur zum Verbessern des eigenen Mechs wäre, könnte man das optional angehen, um sich zu stärken. Leider gibt es ein paar Passagen im Spiel, wo wir Materialien für unsere Gruppe sammeln müssen, um fortzuschreiten – grinden ist also unvermeidlich.

Da das Spiel mit rund 5 bis 6 Stunden nicht allzu groß ausfällt, wollen wir das aber als nicht zu schlimm verbuchen. Dennoch: Diese Passagen sind klar dafür da, das Spiel ein wenig zu strecken – was es unserer Meinung nach nicht gebraucht hätte.

Nach Abschluss der Geschichte schaltet man noch eine Kampfarena mit Endloss-Wellen an Gegnern frei. Nett, aber eigentlich hat man am Ende der Story auch schon alles vom Spiel gesehen.

Auf Blattläusen gibt es viele Materialien - die wollen aber auch kleine Käfer für sich beanspruchen

Ob so das Leben einer Steinfliege aussieht?

Was uns schnell verzeihen lässt? Der einzigartige Grafikstil und der wirklich sehr gelungene Spundtrack. Optisch wirken Charaktere und Spielwelt wie eine Mischung auf Knetmasse und Cel-Shading mit gewollten Pinselstrichen. Es ist schwer zu beschreiben, aber viele Abschnitte fühlen sich dadurch wie lebendige Gemälde an.

Klar, wirklich opulent ist die Aufmachung nicht, viele Elemente wiederholen sich und die Landschaften sind auch nicht gerade die abwechslungsreichsten. Und trotzdem, uns hat sie in ihren Bann gezogen.

Gleiches kann man auch vom Soundtrack sagen, der sehr entspannt daherkommt. Die ruhigen Synthieklänge sorgen für Entspannung, wenn man die Blattdächer erkundet. Im Kampfe bekommen sie etwas mehr Fahrt und pushen zu Bestleistungen. Mit Natureboy Flako hat man sich da ein passendes Talent an Bord geholt.

Abzüge gibt es beim Ton nur in der B-Note: Spricht Annika mit ihrem Vater oder der Gruppe von Abenteurern, geben diese keinen einzigen Laut von sich – nicht mal nintendotypisches Gebrabbel, was wir uns in diesem Fall eher gewünscht hätten als völlige Stille.

Fazit

Stonefly ist einer dieser Titel, die man nicht auf dem Schirm hat – wenn man dann aber loslegt, kann man es kaum aus der Hand legen. Die malerische Optik und der entspannt-elektronische Soundtrack tun ihr übriges.

Und auch wenn es hier und da etwas frustig wird, weil die Checkpoints vielleicht ein wenig zu weit auseinander sind und man immer wieder Materialien grinden muss, hat uns das Gameplay mit der Mischung aus entspannter Erkundung und aufregenden, sehr eigenen Kämpfen sehr gut gefallen.

Am Ende können wir das Spiel also all denjenigen empfehlen, die gerne etwas Neues ausprobieren wollen, die Spaß an ausgefallener Optik und coolen Musikstücken haben oder auch Fans von Nausicaä sind, auch wenn die Story am Ende zu oberflächlich bleibt.

Für die tolle Idee einer Welt, in der Menschen und Käfer im Einklang und ohne Gewalt leben – was uns sehr an Nausicaä aus dem Tal der Winde von Studio Ghibli erinnert – vergeben wir unseren XBoxUser Special Award.


Bewertung

Pro

  • Interessante Spielwelt
  • Innovative Kämpfe
  • Malerische Optik
  • Entspannende Elektro-Klänge
  • Liebevolle Charakter

Contra

  • Etwas zu grindlastig
  • Im Mittelteil zieht der Schwierigkeitsgrad an
  • Bosskämpfe selten und uninspiriert

Grafik und Atmosphäre 8 von 10
8/10
Sound / Musik 8 von 10
8/10
Gameplay 8 von 10
8/10
Story 7 von 10
7/10
Umfang 6 von 10
6/10
Spielspaß 8 von 10
8/10
XBU-Silver-Award
8
XBU-Special-Award

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