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Ein neues Undergroundspiel im 2,5-D-Comiclook mit einem Touch fantastischer Märchenwelt ist für die Xbox verfügbar: Forgotton Anne will vor allem mit Atmosphäre und Story punkten, fühlt sich aber leider meist unpräzise und teilweise langweilig an. Warum genau die Probleme des Spiels es nicht zu einem Toptitel werden lassen, verraten wir euch in unserem Review.

Story zum Vergessen?

Die Geschichte, die erzählt wird, ist sehr originell und hat etwas Märchenhaftes. Ihr spielt Anne – in der wahren Wellt vergessen, in der Welt der vergessenen Objekte eine mächtige Herrscherin, welche die Macht besitzt, Energien zu transferieren. Ja, die Welt von vergessenen Objekten ist süß und gleichzeitig brutal. Denn eine Handvoll Rebellen droht, die Welt ins Chaos zu stürzen. Gleichzeitig habt ihr oft die Wahl, Rebellen oder andere suspekte Objekte zu „destillieren“ (ihnen die Energie auszusaugen…).

Die sechs- bis siebenstündige Geschichte ist durchaus interessant, hat aber einige Probleme. Zum einen suggeriert das Spiel einem, dass man bedeutungsvolle Entscheidungen treffen kann. Man kann mittels Dialogen einen harten oder versöhnlichen Charakter an den Tag legen. Auch kann man ab und zu große Entscheidungen treffen. Allerdings fühlt sich alles nicht wirklich bedeutend an, da man selten die Gelegenheit bekommt, die Personen (bzw. Objekte) kennenzulernen – nicht einmal mit dem Hauptcharakter Anne kann man sich so richtig identifizieren; das meiste wirkt zu kalt und man kennt besonders am Anfang nicht genügend Hintergrundinformationen.

Und wenn die Geschichte dann Tiefgang bekommt, springt sie so schnell zwischen Fragen über Vergänglichkeit, kommunistischer Politik und der Frage, was es bedeutet, ein Mensch zu sein, dass man sich schnell mal wie von der philosophischen Maschinenpistole erschossen fühlen kann.

Wunderschön animiert, aber rätselhaftes Gameplay

Ja, Forgotton Anne sieht gut aus. Unverschämt gut. Die Animationen sind toll, die Charaktere sind in einem einzigartigen Comic-Look und die Hintergründe sind wunderschön handgezeichnet – zu schön, um wahr zu sein. Denn durch die aquarellierten Hintergründe (und Vordergründe) weiß man manchmal gar nicht, wohin man gehen soll und kann. Die 2,5-D-Perspektive hilft da nicht wirklich. Mal kann man eine Treppe im Vordergrund benutzen, mal nicht.

Und das ist nicht das einzige Problem im Gameplay. Das gestaltet sich nämlich aus einer Kombination aus Rätsel und Jump’n Run. Die Sprung-Passagen sind die anstrengendsten, da die Steuerung von Anne mehr als ungenau ist. Sie ist manchmal sogar richtig verbuggt, so dass Anne ab und zu macht, was sie will. Von Klettern, springen oder Laufen, manchmal will sie einfach nicht so, wie man das selbst will. Die Rätselpassagen sind dabei angenehmer. Allerdings ist das Rätselsystem immer ähnlich: Energien manipulieren und stetiges Trial-and-Error, d.h. Probieren geht über Studieren. Somit sind die meisten Rätsel eher anstrengend als spannend, auch wenn es hier und da für Spaßmomente sorgen kann.

Der Grund für die Rätsel bleibt aber stets so mysteriös wie die eigentliche Einbindung in die Geschichte. Diese ist eher von Dialogen und Story geprägt. Und die ist durchaus interessant – nur schafft es Forgotton Anne eigentlich nie wirklich, das Gameplay, die Story und die Rätsel miteinander zu verbinden. Das Spiel wirkt nicht wie eine „Einheit“.

Fazit

Leider wird Forgotton Anne wahrscheinlich in Vergessenheit geraten… Die wunderschönen Hintergründe, die tolle Atmosphäre und die recht interessante Story können nicht genügend überzeugen. Zwar macht das Spiel aufgrund dessen zwar Spaß, aber das Rätsel- und Jump’n-Run-Gameplay wirkt im Spiel wie draufgeklebt, fühlt sich unpräzise und manchmal langweilig an. Zudem können die 2,5-D-Perspektive, die scheinbar emotionslosen Entscheidungen und die Bugs nach einigen Stunden ebenfalls etwas nerven.

Es bleibt ein Spiel, was sicherlich seine Anhänger finden wird – die Atmosphäre und märchenhafte Geschichte können so manch einen überzeugen – insgesamt fühlt sich Forgotton Anne aber nicht wie eine „Einheit“ an, sondern es hat hier und da seine Ecken und Kanten. Der Spielspaß bleibt somit nicht komplett auf der Strecke, aber so richtig begeistern kann man sich auch nicht.


Bewertung

Pro

  • Schöne Animationen
  • Packende Atmosphäre
  • Interessante Story
  • Nette Rätsel

Contra

  • Jump'n-Run-Passagen anstrengend und unpräzise
  • Rätsel wirken kontextlos
  • Gameplay insgesamt dürftig
  • Beinhaltet einige Bugs
  • Perspektive und Story können nach einer Weile langweilen

Grafik 8 von 10
8/10
Sound 8 von 10
8/10
Story 9 von 10
9/10
Gameplay 4 von 10
4/10
Umfang 7 von 10
7/10
Spielspaß 6 von 10
6/10
7

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