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Man sagt ja immer, Microsoft und Sony wollen den Gebrauchtspielemarkt abschaffen und Platz für reine Downloadspiele machen. Alles online, alles digital. Warum? Geldscheffelei natürlich. Digital gekaufte Spiele kann man weder verkaufen noch verschenken. Geld zurück gibt’s ebenfalls nicht. Aber ist es wirklich wirtschaftlich interessanter, ein solches System zu fahren? Ich habe mir meine Gedanken gemacht und möchte euch darlegen, warum es sogar finanziell vorteilhafter sein könnte, den Gebrauchtspielmarkt am Leben zu halten!

Die Kaufkraft des Gamers bleibt gleich

Ich gehe von einer Grundannahme aus. Und zwar die, dass ein Gamer ein gewisses Budget für Videospiele in einem gewissen Zeitraum (z.B. innerhalb eines Monats) zur Verfügung hat und es ausgibt. Man kann es sich wie ein Videospiel-Abo vorstellen. Nehmen wir ein Beispiel: 12 Spiele pro Jahr erscheint durchaus realistisch für einen regulären Xbox-Zocker. Das wäre also durchschnittlich 1 Spiel pro Monat. Gehen wir von einem brandneuen und teuren Spiel aus, so kann das durchaus 70 € sein.

Das Budget unseres Beispielgamers beträgt also 70 €. Damit kann er sich ein Spiel kaufen. Wenn er nun aber auf den Gebrauchtmarkt zurückgreift, so kann er Geld sparen. Nehmen wir das krasseste Beispiel und gehen von einer Schenkung aus. Gamer B (der Nachbar, der Freund, das Geschwisterchen) schenkt unserem Gamer A das neue Call of Duty (Spiel A). Nun muss sich Gamer A Spiel A nicht mehr kaufen und der Publisher „verliert“ sozusagen das Geld, das er von Gamer A ansonsten bekommen hätte. Meine Annahme besagt aber: Wer Spiel A geschenkt bekommt, hat weiterhin sein ursprüngliches Budget von 70 € und gibt dies dann für Spiel B aus. Ob nun Gamer A oder Gamer B das Spiel A kaufen, spielt keine Rolle. Es wird gekauft und Spiel B zusätzlich – und alles Geld von beiden Budgets ist in Videospiele geflossen.

Konkurrenz belebt das Geschäft: Gamer kaufen bei Geldüberschuss andere Spiele

Wenn wir nun davon ausgehen, dass Gamer A und Gamer B sich ihr Budget von 140 € jeweils für zwei Spiele teilen (jeder spielt das Spiel des anderen umsonst, da er es schenkt), dann stimmt es zwar, dass das Geld im Videospielmarkt insgesamt unverändert geblieben ist, aber Publisher A könnte sich beschweren, dass sein Spiel nur einmal anstatt zweimal gekauft worden sei. Publisher A sagt, sein Spiel sei viel besser als Spiel B und gäbe es den Gebrauchtspielmarkt nicht, so hätten beide Gamer Spiel A gekauft.

Das kann sein. Aber gegen dieses Argument spricht eine große Regel: Konkurrenz belebt das Geschäft. Gäbe es keine Konkurrenz, würde jeder nur noch Call of Duty spielen. Die Eintönigkeit wäre groß, die Langeweile vorprogrammiert. Ohne Konkurrenz würden die Entwickler immer fauler und die Spiele immer trister werden: Das Interesse für Videospiele nähme zwangsweise ab.

Gamer wollen prinzipiell viele verschiedene Spiele spielen

Weiterhin: Gamer mögen in der Regel verschiedene Arten von Spielen. Der Erfolg des ID@Xbox Programms sowie von Kickstarterprojekten zeigt, dass Gamer Interesse an Spielen außerhalb der Norm haben, auch wenn sie vielleicht „weniger wert“ sind (z.B. Sherlock Holmes, Larry Laffer, Peggle). Wenn nun aber das gesamte Budget bereits für „Vollpreistitel“ draufgegangen ist (weil es nur noch Downloadspiele gibt), werden weniger atypische Spiele gekauft. Es könnte sich ggf. sogar ein Paradox entwickeln! Die großen Titel könnten immer weiter an Interesse verlieren, weil man sich lieber 4 Arcadespiele als ein Vollpreisspiel kauft!!

Große Titel und kleine Spiele sind wichtig

Nur noch Vollpreistitel? Nun könnte man sagen: Na und? Geschmack der Masse dann. Das Geld verteilt sich (wie im echten Leben…) auf ein paar wenige dicke Tiere im Geschäft. Namentlich auf die großen nur allzu bekannten Publisher. So läuft Wirtschaft.

Man vergisst aber dabei, dass sich ggf. die Katze in den eigenen Schwanz beißt. Denn wenn es nur noch Massenspiele gibt, wird das Interesse an Spielen runtergehen. Meine These ist ja, dass viele Gamer Interesse an verschiedenen Spielen haben und somit sogar weniger Spiele kaufen werden, wenn sie alle zu ähnlich sind. Das Phänomen sieht man bei Fifa und PES. In der Regel kauft man sich nur EINS der beiden Spiele und hat dann Geld übrig für andere Spiele. Wer braucht schon zwei Fußballspiele? Wenn nun aber der ganze Markt nur aus Fußballspielen besteht? Dann investiert ihr euer Anfangsbudget für Videospiele vielleicht doch nicht mehr ganz in Videospiele und kauft euch stattdessen eine Pizza. Oder ein Skateboard. Oder sonst was. Der Videospielmarkt würde dadurch ruiniert.

UND: Große Titel werden weiterhin von hohen Statistiken profitieren, wenn auch nicht direkt von den Verkaufszahlen. Heute ist eh alles online. Wenn ein Entwickler zeigen kann, dass sein Spiel unglaublich oft und lange gespielt wird, so wird das stets einen Publisher überzeugen können, ihn an weiteren Spielen entwickeln zu lassen (natürlich nur so lange kein Verlust eingefahren wird).

Konklusion: Vorteil für alle!

Um das Ganze zu resümieren: Das Geld, das ein Gamer für Videospiele durchschnittlich ausgibt, bleibt prinzipiell gleich und der Videospielmarkt bleibt unberührt davon, ob es einen Gebrauchtspielemarkt gibt, oder nicht. Wenn es ihn aber gibt, so gibt es eine größere Vielzahl an verschiedenen Games, da sich Spieler nun mehr Spiele und auch besondere Spiele leisten können. Und eine Vielzahl an verschiedenen Spielen ist wiederum positiv für den gesamten Markt, da es die Attraktivität von Konsolen und Videospielen allgemein erhöht.

Nebenbei: Erinnert ihr euch an den großen Flop der Xbox One Präsentation, als nur von Call of Duty und TV TV TV die Rede war? Wie groß war da die Gegenwehr der Spieler! Und umso größer ist Microsoft dann zurückgefahren und hat in den folgenden Jahren die Games gepusht. Es hießt nur noch Games, Games, Games… „Das größte Spiele-Lineup in der Geschichte von Xbox!“ Was meine These bestätigt…

 

Quelle: XBoxUser.de

16 Kommentare

XC ShadowClaw Di, 20.06.2017, 14:38 Uhr

xBASTAD5682x schrieb:
Klar ist der Markt interessant und auch lukrativ aber diese Einsicht kommt verdammt spät :D solange Digitale Spiele nicht weiterverkauft werden können sind die meisten Preise im Store maßlos übertrieben. Microsoft könnte doppelt und dreifach so viel verkaufen wenn sie sich mit den Preisen an Amazon orientieren würden. Wer gibt das Drei- bis Vierfache aus wenn er es anderswo billiger kaufen UND wieder verkaufen kann. Ist das nur kurzsichtige Geldgier oder schlicht verschlafen worden?

Stimme Ich dir voll zu. Meistens wollen die für COD noch die vollen 70 Euro haben... Mein Kumpel hats mir geschenkt und ein andere benutzt es als Bieruntersetzer (ICh weiß... ein böser Mensch der einem Spiel sowas antun kann :( ..) Ich handle so wie Philippe es beschreibt.. meistens Kauf ICh nen Seasonpass und mein Kollege das Spiel oder aber Ich hol CoD er dann Assassins Creed etc.

Digital mag Ich aber auch nicht lieber als CD auch wenn 600 Games nicht eben in Schrank passen ^^ (Hab nur 70 Games da geht's :D)

xBASTAD5682x Di, 20.06.2017, 12:21 Uhr

Klar ist der Markt interessant und auch lukrativ aber diese Einsicht kommt verdammt spät :D solange Digitale Spiele nicht weiterverkauft werden können sind die meisten Preise im Store maßlos übertrieben. Microsoft könnte doppelt und dreifach so viel verkaufen wenn sie sich mit den Preisen an Amazon orientieren würden. Wer gibt das Drei- bis Vierfache aus wenn er es anderswo billiger kaufen UND wieder verkaufen kann. Ist das nur kurzsichtige Geldgier oder schlicht verschlafen worden?

BreakingLaw Sa, 06.02.2016, 22:48 Uhr

es ist der Mix, der es für mich rund macht. mal ein Schnäppchen digital, mal gebraucht bei ebay, mal am releasetag eine disc-version. so ganz ohne disc und ohne gebrauchte würde mir nicht gefallen, wenn dann nur noch ein preis bestimmt wird. also wenn es dann auch keine Codes gibt, sondern man quasi nur einen preis im digitalen Store hat. dann kann man sich als gamer auf jeden Fall weniger leisten.

Liutasil Sa, 06.02.2016, 08:41 Uhr

Auf kurz oder lang wird meiner Meinung nach der Gebrauchtspiele und Verleihshop Markt zusammen brechen. Warum soll ich denn auch noch nach Andrä gehen und mir nen gebrauchtes Gears Ultimate Edition für 25-30 Euro kaufen, wenn ich es digital schon für 16:50 im Angebot bei G2A bekomme. Dann spare ich lieber hier die 10-15 Euro und lösche es hinterher von der Platte als das ich am Anfang mehr dafür ausgegeben habe. Platz habe ich hier eh nicht in Massen um alle Disks unterzubringen. Wenn man so sieht was sich über die Jahre an DvDs, Blu Rays und Games ansammelt. Das sieht dann in den Schränken und Regalen irgendwann nicht mehr schön aus, und wir aussortiert oder im Keller zwischengelagert.

Ich bin ganz ehrlich ich setze vermehrt auf Streaming, On Demand, Digitale Käufe, weil es nicht nur bequem ist, Platz spart und günstiger ist sondern mein Wohnzimmer sieht aus wie nen Wohnzimmer und nicht wie ne Spielhölle. Meine Frau würde mir auch sonst was erzählen bzw. ich mag dieses überladene selber nicht. Zusätzlich ist es fein nicht mehr nach 10 std. Arbeit noch in die Stadt düsen zu müssen um Games oder Guthaben zu kaufen. Da sind wir wieder bei Zeit, die ist bei der meisten arbeitenden Bevölkerung doch eh Mangelware. Arbeitsweg Hin und Zurück, Arbeitszeit, Zeit mit Familie, Freunden, Sport, Ausgehen, was auch immer.....wir werden Zwangsläufig bequemer was Games und Filme angeht. Weil es die Möglichkeit gibt. ;) Und wer bitte möchte noch zusätzlich zu den Gründen die ich nannte, sich noch um den Verkauf seiner alten Perlen kümmern, wo der Verkauf Preis eh in keiner Relation zu dem Kaufpreis steht?

Und ich denke es werden viele ebenfalls so denken oder in Zukunft so denken. ;)

XBU Philippe Fr, 05.02.2016, 21:04 Uhr

Yes! Es freut mich, dass meine Logik Anklang findet und nicht ein reines Hirngespinst ist ��

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