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Xbox und Kinder? Ist das kompatibel? Seit ich Vater geworden bin und meine Xbox nicht mehr im stillen Kämmerlein zocken kann, stelle ich mir reichlich Fragen darüber, wann und wie man seine Kiddies am besten mit Videospielen, insbesondere der Xbox familiarisiert. In meinem Blog/Podcast möchte ich ein paar meine Überlegungen und Erfahrungen teilen. Dabei gebe ich allen angehenden Eltern Tipps, wie man das Ganze am elegantesten lösen kann und ich werde auch ein paar spezifische Spiele auf kindgerechte Art unter die Lupe nehmen, um herauszufinden, was denn für unsere Kleinen wohl am besten ist.

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Tja, da haben wir sie, die Gretchen-Frage… Wie hast du’s mit dem Zocken deiner Kinder? Eines vorneweg: Ich bin von Beruf Lehrer, habe leider Gottes auch diese vermaledeite Fach Pädagogik studieren müssen und fühle mich deshalb als durchaus kompetent genug, eine bestimmte fachliche Expertise an den Tag legen zu können. Ganz abgesehen davon ist es aber meist so, dass Erziehung sehr subjektiv ist. Es gibt nicht den einen richtigen Weg, jedes Kind ist anders, jede Mutter und jeder Vater sind anders, jede Kultur und jede Vorstellung von richtiger Erziehung ist anders. Die Tipps und die Blickwinkel, die ich euch also gebe, sind kein Ausdruck von fachlich gesichertem Wissen und kein Ergebnis von langjährigen Studien. Ich erzähle euch lediglich aus meinem kleinen, persönlichen Erfahrungsbereich.

Die Altersfreigabe (USK & PEGI)

Wollen wir zuerst einmal auf die Altersfreigaben von Games schauen. Diese werden in Deutschland von der USK bestimmt. Früher waren es Empfehlungen, aber heute sind die Freigaben für den Einzelhandel und die Werbung verpflichtend. D.h. kein Jugendlicher unter 16 kann ein Spiel ab 16 oder 18 kaufen. Es ist ihm aber nicht verboten, es zu spielen, sollten die Eltern es gekauft haben.

Denn das sollte man schließlich im Hinterkopf behalten: Ihr seid selbst verantwortlich dafür, welche Inhalte eure Kinder konsumieren und welche nicht.

Fun Fact: PEGI, das europäische Klassifizierungssystem (das übrigens 39 Länder in Europa unterstützen, außer Deutschland natürlich…), ist ebenfalls in den meisten Ländern nur eine Empfehlung oder eine Art „Hinweis“, verbindlich ist es nur in den Niederlanden, Finnland, Island, Israel, Litauen, im Vereinigten Königreich und in Teilen von Österreich.

Ich persönlich finde allerdings, dass die USK mittlerweile recht gute Arbeit leistet, was die Alterseinstufungen angeht. Ich nehme sie meist als ersten guten Hinweis, ob das Spiel für mein Kind geeignet ist. Interessanterweise spiegelt sich oftmals auch die Komplexität des Spiels in der Altersfreigabe, auch wenn sie prinzipiell nichts miteinander zu tun haben.

Für meine Tochter habe ich bisher explizit nur Spiele ohne Altersbeschränkung oder ab sechs Jahren ausgewählt. Sie ist momentan fünf Jahre alt, wird im Oktober sechs. Zum ersten Mal einen Controller in die Hand gegeben habe ich ihr aber ebenfalls auch erst mit fünf. Die USK hilft mir bei der Auswahl – sie ist aber für mich kein entscheidender Faktor. Wenn ich finde, dass mein Kind dieses Spiel „mental verkraftet“, dann darf es das auch spielen. Die meisten Spiele ab 6 sind harmlos, meines Erachtens, schwieriger ist eben nur ein Spiel zu finden, was nicht überfordert. Denn auch wenn man es theoretisch ab 6 Jahren spielen kann, so ist das Ganze meist doch recht schwer für so kleine Kinder, vor allem, wenn sie noch keine wirklich Spielerfahrung haben.

Es ist vor allem wichtig, auf die Reaktionen eures Kindes zu achten, wenn es ein Spiel spielt. Zeigt es Hemmungen, leicht Angstreaktionen? Dann würde ich drauf verzichten.

Generell rate ich von Spielen ab, die zu sehr auf Gewalt aufbauen. Leider sind das gefühlt 75% aller Spiele. Ich finde aber nicht, dass meine fünfjährige Tochter schon als Primär-Gameplay kämpfen sollte. Selbst, wenn es niedliches Kämpfen wie bei LEGO-Games oder Spongebob ist. Denn egal wie süß und nett das Ganze ist, bedeutet es doch immer irgendwie Stress und eine beklemmende Situation. Besser ist es, Spiele zu finden, die ganz ohne Gewalt daherkommen und in denen man selbst auch nicht sterben oder wirklich verlieren kann. Das mindert den Stress und sorgt für entspanntes Spielen.

Soll man überhaupt Kinder an Videospiele heranführen?

Ja klar, das ist wohl die große Frage. Sollen kleine Kinder überhaupt an die Xbox herangeführt werden? Das ist eine schwierige Frage, die man nicht so einfach beantworten kann. Fakt ist, dass in unserer heutigen Welt die Kinder so oder so viel Bildschirmzeit haben. Sie haben immer früher Smartphones, der Fernseher lockt mit Angeboten, es gibt Tablets und Laptops in rauen Mengen. Nichts zuletzt – und das darf man nicht vergessen – wird auch die Schuler immer digitaler. In vielen Ländern Europas gehören sogenannte „iPad-Klassen“ zum Standard und der Umgang mit Bildschirm, Software und Co. gehört schnell zum Alltag unserer Kleinen. Soll man sie dann auch noch in ihrer Freizeit an den Bildschirm führen? Wohl kaum, oder?

Naja, das ist so eine Sache. Zum einen weiß man ganz genau: Man kann nicht etwas anderes predigen, als man vorlebt. Wenn ich selbst gerne stundenlang vorm Fernseher und der Xbox hocke, kann ich schlecht zu meinem Kind sagen: Das ist für Papa, aber du darfst nur mit Bauklötzen spielen. Du sollst dich gefälligst bewegen, ich brauche das nicht. Das funktioniert genauso gut wie „Nein, nur ich darf Schokolade essen, du bekommst hingegen die Möhre vorgesetzt.“ Wenn man also findet, dass die Kinder nicht so viel fernschauen sollten, sollte man vielleicht auch selbst kürzertreten.

Zum anderen sollte man bedenken, dass Kinder so oder so mit digitalen Medien in Kontakt kommen und kommen werden. Wenn man selbst eh ein kleiner Zocker ist oder sowieso die Xbox für sich dastehen hat – dann kann man vielleicht davon profitieren und das Gaming der Kinder so besser kontrollieren, als wenn sie es für sich entdecken. Ohne dass man zu Helikopter-Eltern wird, kann aber die Inhalte der Kids besser steuern, wenn man sie ganz bewusst und selbst in die Materie einführt. So entscheide einzig und allein ich, welche Spiele meine Tochter spielt – und sie lernt gleichzeitig, wie man mit diesen Medien umgeht.

Nichtsdestotrotz kann ich aber genauso gut die Argumente von Eltern verstehen, die sagen, sie lassen ihre Kinder so jung noch gar nicht an solche Medien heran. Denn die motorische Entwicklung wird stärker beim Bauklotzspielen gefördert und die überschüssige Energie wird man besser auf dem Spielplatz los – ganz klar. Dies sollte auch nie vernachlässigt werden. Deswegen halte ich persönlich eine strenge Reglementierung der Bildschirmzeiten und eine klare Routine für absolut erstrebenswert, auch wenn ich absolut kein Experte in den Erziehungswissenschaften bin. Ich will das hier nochmal unterstreichen: Wenn ich hier einen Rat formuliere, so geschieht dies aus einem persönlichen, subjektiven Blickwinkel heraus, wohlwissend, dass ich nicht für alle Eltern, Kinder und Kulturen sprechen kann. Jeder, der sein Kind anders erziehen möchte, hat sicherlich auch seine Gründe und Argumente dafür – es gibt da keine Patentlösung und keinen absolut richtigen und absolut falschen Weg.

Wie ziehe ich das durch und wie viel ist zu viel?

Ich habe in der ersten Folge schon einmal darüber geredet, will es hier aber noch einmal näher beleuchten.

Es gibt von Microsoft die Family Safety App für Android, mit der man die Spielzeiten der Kinder, sowie die Inhalte, auf die sie Zugriff haben, exakt einstellen kann. Ich empfehle dies dringlichst recht konservativ einzustellen, denn so forciert einen die Xbox selbst, dass diese Zeiten eingehalten werden. Denn ein jeder weiß, was für süße große Augen doch so kleine Töchter machen können – da werden Väter gerne mal schwach. Damit man dem entgehen kann gibt’s die Möglichkeit, das sozusagen extern zu regeln.

Wie läuft das nun ab mit der App? Anbei im Blog ein paar Screenshots, wie die App aussieht.

Ich gehe jetzt mal der Reihe nach durch, was man damit alles einstellen kann.

Wie bereits in Folge 1 erklärt, benötigt man ein extra Kinder-Profil mit E-Mail-Adresse, Passwort und Gamertag, damit man das alles anständig konfigurieren kann. Zuerst hat man dann die Bildschirmzeit, die man einstellen kann. Hier ist die erste Möglichkeit, die Zeit auf der Xbox insgesamt zu begrenzen. Hier kann man einen Wochenplan erstellen und jeden Tag einzeln in der Woche sagen: Da darf die Xbox maximal 2 Stunden benutzt/bedient werden, o.Ä. Ist diese Zeit abgelaufen, kann man keine App und kein Spiel mehr starten (mit dem Profil). Ich persönlich habe diese Option aktuell ausgeschaltet, da wir über das Profil meiner Tochter, die immer automatisch auf der Xbox angemeldet ist, auch Filme schauen. Es ist die Haupt-Wohnzimmer-Xbox, also die Familienkonsole, da will ich nicht erst einmal das Profil wechseln müssen, um Zugriff zu Kodi, Amazon Prime, Netflix, usw. zu haben.

Danach könnt ihr aber auch die Bildschirmzeit pro App und Spiel begrenzen. Ihr könnt z.B. Einstellen, dass euer Kind täglich maximal 1 Stunde YouTube schauen, dafür aber 90 Minuten ein bestimmtes Spiel zocken kann. Hier sind jedes Spiel und jede App einzeln einstellbar. Ich persönlich habe eingestellt, dass meine Tochter die drei Spiele, die sie aktuell spielt, jeweils maximal eine Stunde täglich spielen darf. Natürlich lasse ich sie nicht alleine, denn sie darf bei mir auch keine drei Stunden hintereinander spielen, auch wenn es mit meinen Einstellungen theoretisch möglich wäre.

Die andere große Einstellung, die ihr vornehmen könnt, sind die Inhaltsfilter. Hier ist die Standard-Einstellung, dass das Alter eures Kindes die Spiele bestimmt – d.h. dass es nur Games spielen kann, die auch seiner Altersfreigabe entsprechen. Dies könnt ihr aber – wenn ihr das wolltet – ohne Probleme überschreiben und sagen „Mein Sohnemann zockt auch mit 6 Jahren schon Games ab 18!“. Dass das nicht unbedingt ratsam ist, scheint klar… Hier kann man die Einstellung auch ruhig erst einmal so lassen, denn man kann pro App und Spiel noch einmal eine Ausnahme hinzufügen und sagen „Ich erlaube meinem Kind trotz der höheren Altersfreigabe dennoch Spiel XYZ.“ Das ist auch gut so, denn oftmals kann man den Kids trotz der Freigabe bestimmte Games trotzdem anvertrauen – man muss einfach sein Kind kennen und wissen, was man ihm zumuten kann.

Übrigens: Wenn noch 30 Minuten Bildschirmzeit (egal ob insgesamt oder für ein spezifisches Spiel) übrig sind, warnt die Xbox das Kind mit einer Meldung ähnlich wie die Achievements. Das gleiche dann für 15, 10 und 5 Minuten Restzeit. Allerdings hilft das meiner Tochter nicht sonderlich viel, denn lesen kann sie noch nicht. Außerdem ist es so, dass wenn das Kind eine bestimmte Aktivität auf der Xbox machen will, die nicht erlaubt ist (z.B. über die erlaubte Bildschirmzeit hinaus weiterspielen oder ein blockiertes Spiel aufrufen), dann fragt die Xbox, ob man die erziehungsberechtigte Person um Erlaubnis bitten möchte. Bestätigt man dies (auch hier handelt sich nur um Text, also etwas komplex für kleine Kinder), dann bekommt man entweder eine Mail, der ein Link beigefügt ist, mit dem man automatisch entweder das Gefragte permanent oder temporär erlauben kann. Man kann z.B. sagen: „Na gut, dann bekommst du heute 30 min extra.“ Es gibt aber auch die Möglichkeit, direkt an der Konsole sich mit seinem Profil anzumelden und dort einfach die Erlaubnis zu erteilen – das System erlaubt dies sehr schnell und unkompliziert. Coole Sache.

… Ja, gute Sache. Und nun? Wie viel soll ich meinem Kind denn zumuten? Tja, was soll ich dazu sagen? Ihr werdet die Antwort nicht mögen, aber: Darauf gibt es eben keine pauschale Antwort. Alles hängt von euch, eurem Kind, eurer Vorstellung von Erziehung und Medien ab. Meine Frau und ich sind uns aktuell einig, dass wir pro Tag maximal 1-2 Stunden Bildschirmzeit (alleine) für unsere Fünfjährige sinnvoll finden. Wenn wir abends mal einen Film gemeinsam anschauen, gilt der als Ausnahmeregelung. Deshalb habe ich meiner Tochter die Spiele, wie bereits erwähnt, jeweils auf eine Stunde begrenzt. Wenn sie allerdings mal lieber das eine Spiel anderthalb Stunden spielen möchte, so ist das auch ok, aber die maximal 1-2 Stunden sollen eingehalten werden.

Wir sehen das auch als wichtig an, damit sie ebenfalls lernt, sich selbst zu beschäftigen und auch außerhalb des Fernsehbildschirms Interessen entwickelt. So ist sie regelmäßig dazu gezwungen entweder alleine oder mit uns zusammen etwas zu spielen, das man anfassen kann oder bei dem man sich bewegen muss. Vor allem wenn das Wetter gut ist, benötigen Kinder einfach so viel, ich nenn’s mal „Auslauf“, wie möglich. Wenn die abends nicht müde sind, wenn Schlafenszeit ist, dann hat man sie nicht genügend ausgepowert. Und wie ein jeder Zocker weiß: Games können einen so in den Bann ziehen, dass man um’s Verrecken einfach nicht müde wird. Deshalb lautet die Devise: Ein bisschen Xbox ist okay, aber alles in Maßen.

… Ja, das war’s dann auch zu meinen Gedanken. Ich hoffe, es wurde klar, dass ich niemandem vorschreiben möchte, wie er zu verfahren hat. In der Erziehung von Kindern muss jeder für sich herausfinden, was am besten für sich und die Kinder funktioniert. Meine Erfahrungen mit meiner Tochter und der Xbox verlaufen bisher eigentlich nur positiv und ich versuche mit klaren Regeln der Maßlosigkeit einen Riegel vorzuschieben. Hoffentlich klappt das weiterhin so gut.

 

Freie Lizenz Fotos: Maxpixel.net, Depositphotos.com

Quelle: XBoxUser.de

2 Kommentare

Dan Duval Sa, 28.08.2021, 20:01 Uhr

Das ist ein spannendes Thema :) Höre ich mir die Tage an.

XBU MrHyde Fr, 27.08.2021, 11:31 Uhr

Wieder eine schöne Folge von Dir, habe gerne zugehört :)