Review zu 60 Seconds!

Auf die Plätze fertig… los! Im neuen Indie-Game von Robot Gentleman geht es um die nukleare Apokalypse: Wie bereitet ihr euch vor und wie steht ihr es durch? Das eher einem erzählerischen Buch gleichende Spiel hat ein sehr langsames Tempo und ist sehr speziell. Wir haben es getestet und berichten von unseren Erfahrungen.

Nur noch 60 Sekunden…

Ihr spielt Ted, einen ehrlichen Bürger und das Familienoberhaupt einer typisch amerikanischen Familie. Er gehört zu den „Preppern“ – d.h. zu den Menschen, die sich auf den Weltuntergang vorbereiten (präparieren) und einen Bunker unter dem Haus angelegt haben. Plötzlich ist es dann soweit… Ihr begegnet einem winzig kleinen Problem in eurem idyllischen Leben am Stadtrand. Nämlich der NUKLEAREN APOKALYPSE.

60 Sekunden – so viel Zeit bleibt bis zu einer Bombenexplosion. Hier fängt der erst Teil des Gameplays an – es ist nämlich zweigeteilt. Führt Ted in seiner hektischen Suche nach nützlichen Gegenständen und Familienmitgliedern durch das Haus. Alles wird gegen dich gerichtet sein – die Zeit, deine eigenen Möbel, der Schnitt des Hauses, der sich in jedem Spiel verändert. Am Ende steht eine grundlegende Frage – wen und was soll man mitnehmen, und wen soll man dem Tode überlassen?

Das Sammeln der Gegenstände und Familienmitglieder ist lustig, aber durch die verkorkste Steuerung und das jedes Mal komplett andere Setting ist es schwierig, aus seinen Fehlern zu lernen. Ich persönlich fand es eher frustrierend, da man nicht darauf vertrauen kann, dass zumindest das Gewehr, der Rucksack und die Taschenlampe an der gleichen Stelle sind. Es ist jedes Mal ein Improvisieren und ein spontanes Packen. Ihr seid also so oder so gef… schlecht bestellt.

So lange wie möglich überleben

Rechtzeitig und unverletzt zum Atombunker zu gelangen, ist nur der Anfang. Alle Gegenstände und Personen, die ihr unterwegs vor der Bombenexplosion gerettet habt, entscheiden über euer weiteres Schicksal. Wie sieht das Ganze aus? Nun, es ist eine Art Brettspiel mit Geschichten. Der größte Teil des Gameplays besteht aus Lesen und Taktieren, d.h. man muss eine Vorräte und Wasser richtig aufteilen, die richtige Ausrüstung benutzen und ggf. Expeditionen planen.

Richtig spannend ist das Ganze nicht unbedingt, aber schon durchaus unterhaltsam. Die witzigen Ereignisse, das abstruse Szenario, irgendwie kommt da schon reichlich Witz rüber. Allerdings ist das Spiel Gameplay-mäßig trotzdem recht langweilig, da nicht viel passiert, es wenig Animationen gibt und man auch nicht viel besondere Missionen hat. Die Abwechslung fehlt und das ist wohl das größte Problem.

Es ist ein Spiel, das sich wohl am besten auf einem Smartphone spielt. Das Lesen und das Taktieren ist auf einem hochauflösenden Fernseher mit fetter Soundanlage irgendwie witzlos und auch dezent langweilig. 60 seconds bietet nämlich jenseits dieser zwei Dinge nämlich eigentlich nichts an Gameplay.

Nebenbei bemerkt: In Zeiten von COVID-19-Krise wirkt das Spiel gruselig realistisch und verliert dadurch etwas an Witz, gewinnt dafür aber etwas an Horror-Elementen… Leider.