Page

Nachdem die Musik/Rhythmus-Spiele ausgeschlachtet wurden und ein Guitar Hero das andere gejagt hatte, war es Zeit für eine Pause. Die hat man nun genutzt und mit Rocksmith soll ein völlig neues Konzept kommen: Eine richtige Gitarre, ein USB-Kabel, eine Xbox? Wir haben unsere E-Gitarre mittels dem beigelieferten Kabel an die Xbox 360 angeschlossen, das Plektrum in die Hand genommen, und losgerockt. In unserem Testbericht erfahrt ihr, was die richtige Gitarrenerfahrung auf der Xbox taugt.

Arbeitslose Gitarrenlehrer?

,,Fifteen million fingers learning how to play" - Was der AC/DC Song ,,Let there be rock" bereits richtig erkannt hatte: Die Welt will Gitarre spielen lernen. Und nun kann man dies gemütlich von zu Hause aus. Die Konfiguration ist nicht schwierig: Spiele-Disc einlegen, mitgeliefertes USB-Kabel nehmen, an die Xbox anschließen, an die 6.35 mm Buchse eurer Gitarre das Kabel einstöpseln, Controller anschalten und los geht's! Das ist der große Vorteil von Rocksmith: Ihr könnte jede x-beliebige Gitarre anschließen. Das Bundle mit Gitarre für knapp 200 EUR ist übrigens sehr fair, da ihr da eine Epiphone Les Paul Jr. bekommt, die für Anfänger völlig ausreicht und gut ist. Mehr braucht ihr nicht ausgeben.

Stück für Stück werdet ihr als Gitarren-Neulinge begrüßt. Erst wählt ihr aus, ob ihr Gitarre oder Bass spielt und welche Art von Gitarre (ihr könnt selbstverständlich auch mit einer E-Gitarre einen E-Bass simulieren). Nun bietet das Spiel euch einen umfangreichen Tuner, mit dem ihr eure Gitarre spielend stimmen könnt. Das Spiel kontrolliert auch vor jedem Spielabschnitt nochmal, ob eure Gitarre gestimmt ist (das ist wichtig, damit die Noten richtig erkannt werden - abgesehen davon klingt es dann auch besser ;-) ).

In einem kleinen Tutorial zeigt euch Rocksmith, wie ihr die Saiten zu halten habt und wie ihr mit dem Plektrum anschlagen könnt. Hier kommt allerdings bereits der erste negative Punkt von Rocksmith: Es ersetzt den Gitarrenlehrer definitiv nicht komplett. Denn die Anweisungen werden zwar mittels kleiner Videos gezeigt - stetige Tipps über Fingerstellung oder schnelle Antworten auf eine kleine Frage (z.B. wie soll ich meine Finger für diesen Akkord am besten halten?) bekommt ihr von Rocksmith nicht. Auch der Umgang mit dem Plektrum wird eigentlich komplett vernachlässigt (wie spiele ich sehr schnelle Notenfolgen?). Es schneidet alle Punkte einmal an, zeigt euch kurz, wie man einen Akkord richtig greift und dann seid ihr auf euch alleine gestellt. Rocksmith ist kein Coach, der euch ständig zeigt, dass ihr die Saiten falsch greift. Rocksmith hilft euch auch nicht immer (manchmal) bei der Wahl der Finger (ob Zeige-, Mittel-, Ring- oder kleiner Finger). Besonders, bei den Songs im ,,Reise-Modus", sozusagen der Story-Modus, hat man manchmal das Gefühl, alleine gelassen zu werden, was die Schwierigkeit verschiedener Spielmomente angeht...

Schwierig, Kinderspiel oder überfordernd?

Der Schwierigkeitsgrad von Rocksmith ist dynamisch - allerdings nur bis zu einem gewissen Grad. Erst mal zum Spielen an sich: Wer Guitar Hero und Konsorten kennt, wird schnell mit der Spielweise vertraut sein. Ihr müsst die Noten in dem Moment treffen, wo sie unten angelangt sind. Die Saiten werden ,,richtig" rum dargestellt. Für TAB-Kenner: Ihr könnt die Saiten auch ,,falsch" rum anzeigen lassen, Standard bei Rocksmith ist aber ,,richtig" rum. Das ist optisch eine feine Sache, für Experten aber teilweise schwierig (Triolen sind schwer zu erkennen in einem solchen ,,Live"-System, da sie nicht gekennzeichnet sind). Die Saiten werden bunt angezeigt - zur einfachen, schnellen Unterscheidung - und Rocksmith kommt mit schwarzen Aufklebern, die euch die erste, dritte, fünfte usw. Saite auf eurer Gitarre dezent markieren lassen, damit ihr am Anfang eine bessere Orientierung habt, wo ihr greifen müsst.

Rocksmith beginnt ganz langsam mit einzelnen Noten, nur die ersten beiden Saiten. Dann erhöht das Spiel Stück für Stück den Schwierigkeitsgrad, wenn ihr gut spielt, so dass ihr stets gefordert werdet. Es werden auch nur die Parts schwieriger, die ihr gemeistert habt (wenn ihr die Strophe nicht so gut spielt, wird sie nicht schwieriger im Gegensatz zum gut gespielten Refrain z.B.). Allerdings kann das auch mal daneben gehen: Jeder Song besitzt (wie in Guitar Hero) mehrere Schwierigkeitsstufen, bei Rocksmith sind es aber deutlich mehr - circa 8-10 mindestens und der Sprung von einem zum anderen kann teilweise überfordern. Insbesondere, wenn Akkorde dazu kommen. Diese MUSS man vorher üben, die kann man in der kurzen Zeit einfach nicht entziffern und spielen. Das kann frustrierend sein, auch wenn das Spiel dies erkennt und bei zu viel verhauenen Noten, den Schwierigkeitsgrad wieder runtersetzt.

Auch die nach dem Spiel angebotenen Wiederholungen verschiedener Riffs sind nur bedingt gut. Denn an sich müsste man jeden Song einmal vorher in den einzelnen Riffs (Stückteile) üben. Das kann man selbstverständlich immer (auch mit angepasster Schwierigkeit, mit Stoppen bis man den Akkord gegriffen hat usw.), ist aber in einem Untermenü und hat viele Ladezeiten zwischen dem Wählen der einzelnen Riffs.

Seite

 

Fazit

Man kann Rocksmith für Vieles loben: Den unglaublich einfachen Einstieg, den man als Gitarrenneuling bekommt, die exzellente Lernkurve die erreicht wird, den Spaß, bekannte Songs zu spielen, die Erfolgsmomente beim Üben und die wunderbare Technik, welche euch jede Gitarre an die Xbox anschließen lässt. Doch auch Rocksmith ist nicht perfekt und ist wahrscheinlich nur der Grundstein, der in diesem Bereich der Musikspiele mal gelegt werden musste.

Der dynamische Schwierigkeitsgrad mit den Vorschlägen von bestimmten Riff-Übungen ist an sich sehr gut, hat aber ab und an seine Macken. Insbesondere, wenn man plötzlich mit komplexen Akkorden, Bendings, Hammer-Ons, Pull-Offs, oder Slides überfordert wird. Das entspannte Spielen ist dann doch nur im ,,Probe-Modus" möglich, in welchem aber die langen Ladezeiten zwischen den verschiedenen Riffs und das ständige Stimmen der Gitarre etwas nerven.

Und eines muss euch bewusst sein: Rocksmith ist zum Üben! Zum Lernen! Es ist sicherlich kein Partyknaller und ist erster Linie einfach ein Singleplayer-Spiel für die langen Abendstunden. Ihr könnt definitiv damit Gitarre lernen, müsst aber genügend Ausdauer und Motivation mitbringen. Wenn ihr es über die ersten Stunden an harter Übung und Schweißperlen hinausschafft, ist die Lernkurve aber schnell steigend und ihr werdet enormen Spaß haben!

Wir vergeben den XBoxUser Special Award aufgrund des Meilensteins, der hier in Sachen Musikspiele gelegt wurde. Seine eigene Gitarre an die Xbox 360 anschließen und in die Saiten hauen - unglaublich beeindruckend und akkurat!


Bewertung

Pro

  • Integrierter Verstärker-Modus mit vielen Spezialeffekten und Pedalauswahl (zum "freien" Spielen)
  • Nette Songauswahl, motivierende Minispiele ("Guitarcade")
  • Spaßige Lernmethoden mit dynamischen Schwierigkeitsgrad
  • Zum ersten Mal lernt man richtig Gitarre spielen
  • Jede Gitarre ist an eure Xbox 360 anschließbar - coole, funktionierende Technik!

Contra

  • Üben, üben, üben... und das am besten konzentriert, alleine und geduldig
  • Schwierigkeitsgrad manchmal schwankend, für Neulinge manchmal überfordernd
  • Für Gitarrenexperten eventuell uninteressant da zu einfache Setliste
  • Recht wenig "drum herum" (langweilige "Story", wenig Anpassungsmöglichkeiten)

Grafik 8 von 10
8/10
Sound 9 von 10
9/10
Story 8 von 10
8/10
Umfang 9 von 10
9/10
Spielspaß 9 von 10
9/10
Gameplay 10 von 10
10/10
Multiplayer 8 von 10
8/10
XBU-Gold-Award
9
XBU-Special-Award

2 Kommentare

XBU Philippe Do, 04.10.2012, 16:17 Uhr

Naja, Gitarren Lernstand: Niemals eine Gitarre davor in der Hand gehabt. Allerdings bin ich Musik affin und spiele Klavier und Schlagzeug. Und Guitar Hero, bzw. Rock Band auf Experte. D.h. ich habe einen Verstand von Rhythmus und von Noten.

Aber Gitarre habe ich zuvor nie gespielt.

Naja, Handhaltung wird zwar vermittelt, aber es ist halt kein Lehrer der daneben sitzt und dich darauf hinweist, dass du wieder mal falsch greifst. Man kann sich mit Rocksmith ggf. (das müsste man allerdings über ein paar Jahre beobachten) falsche, bzw. suboptimale Spielweisen antrainieren, die ma nie wieder richtig loswird.

Allerdings ist das alles nicht so dramatisch, wenn man an die vielen Auto-Didakten denkt, die es, besonders im Bereich der Gitarre, so gibt.

GFF TYLER 46 Do, 04.10.2012, 16:09 Uhr

Ich bin hin und her gerissen. Es gibt Tests, da wird das Spiel gelobt und wiederum andere, die das Spiel aus unausgereift bezeichnen.

Desweiteren habe ich schon gelesen, dass das Gitarren- Bundle keine gute Empfehlung ist.

Ich würde gern wissen, wie der Gitarren "Lernstand" vor dem Spiel war? Niemals eine Gitarre in der Hand gehabt oder schon ein paar mal "geklampft"?

Die ewigen Ladezeiten und das man nicht Grundsätzliches (wie z.B. Handhaltung) verittelt bekommt, stoßen mir da doch sehr auf.