
Fünf Jahre nachdem mit Tomb Raider: Underworld der Niedergang einer Videospieleikone sein vorläufigen Tiefpunkt erreichte, machten sich Entwickler Crystal Dynamics und Publisher Square Enix daran, der Serie einen Neustart zu verschaffen. Mit dem 2013 erschienen Tomb Raider orientierte man sich bewusst an einer Lara Croft, die erst noch zu dem werden muss, was Frau Croft aus dem Jahr 1996 war. Das Konzept ging auf, Tomb Raider wurde nicht nur von den Kritikern gelobt auch die Spielergemeinde verschlang es förmlich, sodass 2014 ein Remake für die Next-Gen Konsolen folgte. Über ein Jahr später nun möchte man die Geschichte der jungen unerfahrenen Lara fortführen. Mit dem zeitexklusiven Rise of the Tomb Raider haben sich die Entwickler viel vorgenommen. Nachdem das Reboot spielerisch deutlich actionlastiger geraten war als frühere Tomb Raider Titel, versprach man auch Rätsel- und Erkundungsfreunde wieder mehr fordern und ansprechen zu wollen. Außerdem soll die Geschichte der Lara Croft und wie sie vom kleinen unerfahrenen Archäologen-Mädchen zur unerschrockenen Einzelgängerin wurde, eine Brücke zur Lara von 1996 schlagen.
Nach dem Abenteuer ist vor dem Abenteuer
Lara ist auch nach den Geschehnissen von Yamatai der Archäologie treu geblieben und versucht den Ruf ihres toten Vaters wiederherzustellen, welcher bei der Suche nach den Geheimnissen der Unsterblichkeit in seine Glaubhaftigkeit und sein Renommee zerstört hatte. Schlussendlich zerbrach er an diesem Druck und nah sich selbst das Leben. Lara ist jedoch überzeugt davon, dass ihr Vater richtig lag mit seinen Vermutungen und führt die Forschungen weiter. Dabei stößt sie immer wieder auf die mysteriöse Organisation Trinity. Wer oder was ist diese Organisation? Und gibt es das Geheimnis der Unsterblichkeit wirklich, oder war es doch nur ein Hirngespinst ihres Vaters. Die Suche nach Antworten führt Lara zunächst nach Syrien und anschließend ins eisige Sibirien auf der Suche nach einer verschollenen Stadt Kitezh. Im Nacken immer die Schergen von Trinity. Die Geschichte wird wie auch schon im Vorgänger nicht nur über Cutscenes vorangetrieben. Auch Monologe am Lagerfeuer, sowie versteckte Aufzeichnungen tragen zur Hintergrundgeschichte bei und zeichnen nach und nach ein immer besseres Bild. Sowohl von den Geheimnissen die im sibirischen Eis schlummern, als auch von der mysteriösen Organisation Trinity.
So zeichnet Crystal Dynamics ein stimmiges und atmosphärisches Bild von den Mythen und Menschen die in diese Geschichte verwickelt sind und verpasst es dabei leider den Charakteren eine prägende Identität zu geben, die sie aus der Masse der Videospiele-Nebencharaktere herausstechen lassen. Selbst Lara als Hauptcharakter bleibt über den gesamten Spielverlauf recht blass. Zwar kriegt man über Flashbacks ihrer Kindheit immer wieder einen Einblick, warum sie den Namen ihres Vaters reinwaschen möchte und wie ihre Verlustängste sie zur Einzelgängerin mutieren lassen, doch leider ist das auch alles was man über Lara im Laufe ihres dramaturgisch konservativ verlaufenden, gut 12 Stunden andauernden, Sibirien-Abenteuers lernt. Mit einer wendungsreichern Geschichte und prägnanteren Charakteren hätte Crystal Dynamics bei der tollen Inszenierung, sowie der großartigen Atmosphäre noch etwas mehr aus dem Spiel holen können.
Technisch gut, aber mit Luft nach oben
Mindestens genauso schade wie diese verpassten Chancen sind die seltenen technischen Ausfälle des Spiels. Es handelt sich hier nicht um grobe Schnitzer, die das Spielerlebnis nachhaltig stören, sondern um kleine Unstimmigkeiten. So sind Nahaufnahmen in Zwischensequenzen häufig von unschöner Treppchen-Bildung begleitet. Oder Detailobjekte wie Flaschen auf einem Tisch ploppen aus dem Nichts auf. Hinzu kommen gelegentliche Unstimmigkeiten in Laras Animationen und seltene Clippingfehler. So aktiviert sie ihr bereits leuchtendes Knicklicht oder fliegt wie eine leblose Ragdoll-Puppe in den Abgrund nachdem eine Sprungeinlage vermasselt wurde. Das sind ärgerliche Kleinigkeiten, die der sonst einwandfreien Inszenierung keinen Abbruch tun. So sind die Areale detailverliebt und abwechslungsreich. Die witterungsbedingten Auswirkungen auf Lara und ihre wechselbaren Outfits sind schlichtweg beeindruckend. Insgesamt setzt Crystal Dynamics auf die Qualität des Next-Gen Vorgängers auf und verbessert an den richtigen Stellschrauben das optische Erlebnis um Nuancen, um eine wunderbar stimmige Welt auf den Bildschirm zu zaubern.
Neben den vielen Collectibles, die durch ihre eigenen kleinen Geschichten extrem zur Atmosphäre beitragen, ist auch die musikalische Untermalung von Rise of the Tomb Raider sehr gelungen. Mystische angenehme Klänge in den ruhigen Phasen des Erforschens wechseln sich mit bedrohlich schnellen Klägen in den Actionphasen ab und unterstreichen die Stimmung sehr gut. Auch die deutschen Synchronsprecher machen ihre Arbeit alle sehr professionell, auch wenn sich Fans der hübschen Archäologin mit einer neuen deutschen Synchronstimme anfreunden müssen. Mit der deutsche Stimme von Jennifer Lawrence, Maria Koschny, sind die ersten Dialoge bei denen ihr Lara zuhört doch etwas befremdlich. Insbesondere wenn eure Erfahrung mit dem Vorgänger noch nicht so lange her sind. Hat man sicher aber erst einmal daran gewöhnt, dass nicht mehr Nora Tschirner's Stimme aus den Boxen klingt, so ist auch die Synchronisierung sehr gut gelungen und höchst professionell.
Fazit
Rise oft he Tomb Raider ist ein sehr gutes Spiel. Jedoch enttäuscht es die Erwartungen auf hohem Niveau, denn Crystal Dynamics traut sich zu wenig. Dramaturgisch handelt es sich ebenso wie spielerisch nahezu um eine Kopie des Vorgängers in neuem optischen Gewand.
Klar macht auch Rise oft the Tomb Raider wieder tierisch viel Spass und wir können es jedem Freund des Vorgängers und 3rd-Person Action Adventure Freunden nur wärmstens empfehlen. Das Spiel kann einen wie auch schon der Vorgänger in seinen Bann ziehen und mit der dichten Atmosphäre und der detaillierten Welt für weit über 15 Stunden fesseln.
Einzig die fehlende Weiterentwicklung der Reihe und der unpassend wirkende Expeditionsmodus sorgen dafür, dass Lara etwas um die Kaufempfehlung bangen musste. Schlussendlich ist Rise oft he Tomb Raider aber auch so ein technisch starkes und spielerisch sehr gutes, wenn auch sehr bekanntes Spielerlebnis.
Bewertung
Pro
- Sehr gute Inszenierung
- tolles, flüssiges Gameplay
- realistische Witterungsauswirkungen auf Lara
- detaillierte, atmosphärische Welt
Contra
- nahezu keine spielerische Weiterentwicklung
- seltene technische Aussetzer
- Schwankungen im Schwieirgkeitsgrad

38 Kommentare
c0rtez Mi, 18.11.2015, 09:53 Uhr
Ja definitiv, Ende ist ok aber nicht gigantisch, wäre definitiv ärgerlich gewesen es nicht zu sehen. Zu mal es nach der Passage ja vielleicht noch maximal ne halbe Stunde weiter ging
News fände ich cool (y)
TheGreenChris Mi, 18.11.2015, 09:35 Uhr
Freut mich, dass du das Problem doch noch irgendwie lösen konntest.
[Spoiler=Story Ende]Ich meine die Story sowie ihr Ende waren jetzt nicht so überraschend und grandios, dass man was verpasst hätte :D [/Spoiler]
Ist doch irgendwie schöner wenn man das Ende eines Spiels auch sehen "durfte".
Ansonsten auf jeden Fall auch Danke für deinen Tip, ich werd da im Laufe des Tages mal eine News draus basteln! :smt023
XBU FloNÄ Mi, 18.11.2015, 07:57 Uhr
Danke für den Tipp. Ich hoffe ich erinner mich daran sollte ich in die Situation kommen. :smt023
c0rtez Di, 17.11.2015, 20:44 Uhr
Na dann ist ja gut.
Da kann ich schon mal sagen, damit es Spaß macht am Ende immer Mun für die Pistole haben. Denn ich kann nun bestätigen mein Problem ist ein "Game Breaking Bug". Es gibt so im Spielfluss keine Chance aus der Nummer raus zu kommen. Habe gegoogelt, Problem ist in einem englisch sprachigen Forum auch schon in der Diskussion.
Wenn man also in dieser Kletterpartie ist und keine Mun mehr in der Pistole hat ist es vorbei. Man kommt da nicht raus... auf den ersten Blick. Denn anscheinend hat der Entwickler für solche Fälle vorgesorgt. Geht man im Hauptmenü auf Spiel laden und drückt dann LT und RT (gedrückt halten) und wählt dann den Spielstand wird automatisch ein paar Speicherpunkte weiter vorne geladen. Hat mich dann so ca. 15 Minuten gekostet und es war zum Glück exakt der Speicherpunkt vor dem ich meine Pistolenmunition verschossen habe. Somit reisen Schwein gehabt.
PS
Vielleicht wäre dieser Bug und die Lösung ne News wert. Ihr könntet die ersten im deutschsprachigen Raum sein die davon berichten ;)
XBU MrHyde Di, 17.11.2015, 14:55 Uhr
Ich habe endlich angefangen und die erste Dreiviertelstunde hat mich schon mal geflasht. Klar, da sind viele Videos und so bei, aber das sieht schon verdammt gut aus. Dazu ein klasse Sound bis hierhin und mir gefällt die neue Synchro sehr, zumal ich die Stimme schon aus Serien kenne, wie z.B. die weibliche Hauptrolle bei Chicago P.D. Man merkt schon, dass da ein Synchro-Profi am Werk ist.
Freue mich schon auf weitere Zeit mit Lara :D