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Der Herbst kann kommen, auf der Xbox ist die Jagdsaison. In theHunter: Call of the Wild können wir stundenlang im Wald auf die Suche nach Wild gehen. Ob es sich lohnt, in den virtuellen Wald zu gehen, entnehmt ihr unserem Testbericht.

Jäger brauchen keine Story

Es gibt tatsächlich einen Story-Modus in theHunter, wer nun aber denkt, eine Erzählung wie in Firewatch geliefert bekommen, wird enttäuscht sein. Die Story in theHunter ist nur eine Verkettung von Events, die euch quer durch ein Jagdgebiet schicken.

Vor dem Spiel wählt ihr einen Jäger aus, die Unterschiede sind hierbei nur kosmetischer Natur und auch die Auswahl an Jägern ist nicht sonderlich groß. Viel entscheidender ist die Auswahl des Jagdgebietes, ob ihr in Mitteleuropa oder Nordamerika jagen geht, entscheidet neben dem Aufbau des Gebietes natürlich auch über die Tiere, welche hier leben und von euch gejagt werden können.

Mitten im Wald startet der Spieler nun als Jäger und hat dabei seinen digitalen Jagdassistenten und eine Verbindung zu einer netten Dame, die immer neue Missionen parat hat. Als erstes soll natürlich ein Reh geschossen werden und dann scheucht euch die Dame einmal quer durch die Wildnis. Die Beweggründe sind nie sonderlich kreativ, manchmal müsst ihr Fotos von Hirschen für ein Buch machen, manchmal fressen Tiere Maisfelder leer und daher soll der Bestand dezimiert werden.

Eine Story gibt es nicht, es handelt sich um eine Kette von Missionen, zwischen denen ihr aber auch optionale Tätigkeiten erledigen könnt, wie das Erreichen eines Hochsitzes. Problematisch sind die Wege, die zwischen einzelnen Missionen zurückgelegt werden müssen. Zwar gibt es Schnellreise-Punkte, jedoch sind es nicht selten auch von diesen Punkten noch über drei Kilometer Fußmarsch bis zur Mission. Mit der Stoppuhr kamen wir hier nicht selten auf 15 Minuten stupiden Fußweg zwischen zwei Punkten. Genau das ist ein großes Thema in theHunter: Wie viel Zeit seid ihr bereit, für ein Videospiel zu opfern?

Zu realistisch

Die Entwickler haben sich viel Mühe gemacht, um das Jagdgefühl sehr realistisch zu gestalten. Hier greifen viele Mechaniken ineinander. Der Wind zum Beispiel verteilt euren Duft in Windrichtung und vertreibt somit Tiere. Verschiedene Untergründe machen laute Geräusche und vertreiben Wild. Aufrechtes Laufen führt ebenso zur Flucht, wie ein abgefeuerter Schuss.

Insgesamt ist die Liste der Dinge, welche Tiere vertreibt, länger als die, welche es zu euch bringt. Hier wurde so sehr auf Realismus geachtet, dass zum einen die Spielbarkeit leidet, zum anderen die KI sogar wieder unrealistisch wird.

Selbst beim Beachten der Windrichtung auf allen Vieren mit einem sehr langsamen Tempo kommt es regelmäßig vor, dass ein Tier in weiter Ferne bereits einen Warnruf abgibt und somit alle Tiere um Umfeld flüchten. Die Tiere sind zu sensibel und so macht das Jagen keinen Spaß. Gerade zu Beginn, weiß man als Spieler nicht, wo Tiere zu erwarten sind, deswegen muss sich der Jäger fast ausschließlich kriechend durch den Wald bewegen. Dies ist langsam und so vergeht jedes Mal eine Ewigkeit zwischen zwei Jagdgebieten. Selbst wenn ein Tier ins Visier gerät, so sind die Hitboxen einfach schlecht. Ein ganz klarer Schuss in den Hals wird als Hüfttreffer registriert, das Tier stirbt nicht und flüchtet. Nun darf der Spieler zwanzig Minuten Spuren lesen, bis das Tier endlich verblutet.

Generell ist das Spiel sehr zeitaufwendig. Es gibt einen Skilltree, Waffen und Gadgets, welche die Jagd einfacher machen sollen. Es dauert aber eine gefühlte Ewigkeit, bis irgendwas davon freigeschaltet wird. Bei Waffen muss der Spieler erst einige Erfolge in der Waffenklasse erlangen, bevor ein neues Gerät freigeschaltet werden kann. Doch diese Erfolge zu erlangen ist mühselig und so dauert es Stunden, bis ihr besser ausgerüstet seid.

Der Einstieg ist einfach viel zu schwierig und richtiger Fortschritt lässt zu lange auf sich warten. Zwar ist das Spiel so ein Garant für lange Spielzeit, leider ist diese aber oft mit zähen Suchorgien gefüllt, das ist wirklich nur etwas für Spieler, die nicht wissen, wohin mit ihrer Zeit. Der Coop-Modus ist dabei leider keine Hilfe. Nur der Host kann hierbei Missionen und Aufgaben auf der Karte in Anspruch nehmen. Für andere Spieler ist zwar die Hilfe bei der Jagd möglich, jedoch gibt es keinen Fortschritt, somit ist dieser Modus für Anfänger auch sehr uninteressant.

Schöner Wald

Das Setting von theHunter Call of the Wild ist durchaus ansprechend in Szene gesetzt. Die Wälder sind voll von verschiedenem Bewuchs. Es gibt Felder, trockene Gebiete, Wasser aber eben auch dicht bewachsene Abschnitte, in denen der Spieler kaum etwas sieht. Hierbei haben viele Bäume schöne herbstliche Farben und sowohl große, als auch kleine Pflanzen wehen schön im Wind. Läuft der Spieler durch Büsche, bewegen diese sich leider nicht sonderlich realistisch.

Generell ist die Grafik nur auf den ersten Blick wirklich schön. Im Detail sind viele Texturen matschig, das betrifft vorwiegend Bodenbeläge und auf der Map platzierte Steine. Hinzu kommen Popups in einer nervig hohen Frequenz. Durch die langen Fußmärsche fällt sehr stark auf, wie alle fünf Meter Büsche plötzlich auftauchen. Ein Spiel, was so viel Wert auf die Darstellung eines realistischen Waldes legt, hat hier völlig versagt.

Auch der Sound kann nicht vollkommen begeistern. Die Musik ist sehr schön geraten, die ersten Schritte im Wald mit entspannter Musik lässt auf ein relaxtes Erlebnis hoffen.

Andere Soundeffekte können dann aber nicht mithalten. Die Geräusche der Tiere im Surround-System sind leider nicht klar zu orten, zwar hört der Spiele Tiere, kann aber kaum sagen, von wo diese kommen. Generell fehlt dem Titel der Druck aus den Boxen. Wenn ein virtueller Jäger im stillen Wald plötzlich mit der Flinte schießt, dann muss das knallen, es muss ein Echo geben und aus allen Himmelsrichtungen müssen Geräusche von flüchtenden Tieren hörbar sein. In theHunter fehlt das leider alles.

Die technische Leistung würde einem Titel von 25 bis 30 Euro entsprechend, in keinem Fall ist 39 Euro hierfür ein angemessener Preis.

Fazit

Der Titel theHunter Call of the Wild, ist nur für echte Jäger gedacht. Wer es schätzt, einen ganzen Tag im Wald zu sitzen, um ein Tier aufzuspüren, den dürfte das langsame Spieltempo dieses Games nicht stören. Doch selbst die härtesten Fans werden bei den schlechten Hitboxen ausrasten, das stört den hohen Realismus-Grad des Spieles ungemein.

Der Einstieg in das Spiel ist sehr langwierig und kaum von Erfolg gekrönt, ebenso bietet der Coop-Modus kaum Mehrwert. Das optische Grundgerüst ist gut gelungen, der zweite Blick entlarvt aber auch hier einige Unzulänglichkeiten.

Wer Lust hat, viel Zeit in eine Simulation mit hohem Schwierigkeitsgrad zu stecken, wird hier Spaß haben. Wer keine Lust hat, zwei Stunden am Stück ohne Erfolg durch einen virtuellen Wald zu streifen, sollte dringend die Finger von theHunter lassen. Das Spiel ist ein klares Nischenprodukt.


Bewertung

Pro

  • Atmosphärischer Wald

Contra

  • Tiere sind zu scheu
  • Hitboxen ungenau
  • Einstieg sehr schwer
  • Lange Fußwege zwischen den Missionen

Story 6 von 10
6/10
Gameplay 5 von 10
5/10
Spielspaß 6 von 10
6/10
Grafik 7 von 10
7/10
Sound 6 von 10
6/10
Umfang 7 von 10
7/10
Multiplayer 6 von 10
6/10
6

3 Kommentare

XBU Buttercup Do, 14.03.2019, 14:56 Uhr

Amani HT schrieb:
warum bewertet ihr das dann doch relativ hoch? Eine 6 ist ja etwas, was man sich anschauen könnte
vielleicht wäre da ja auch mal eine 4 oder 3 angebracht. Und besonders als Nischenprodukt sollte es technisch gut sein. Das lese ich aber so garnicht heraus

Naja, eine 3 oder 4 hat es definitiv nicht verdient, wenn man bedenkt, dass es nur 30 Euro kostet und es auch im Xbox Game Pass verfügbar ist.

Es ist einfach ein bisschen zu "real". Man muss echt super viel Geduld aufbringen, um mal ein Erfolgserlebnis zu haben oder voran zu kommen.

Gibt ja nicht umsonst Spiele wo man gegen Bezahlung "besser" wird oder schneller ans Ziel kommt. So etwas hat das Spiel gar nicht und das ist auch gut so. Ich würde nämlich Geld ausgeben um die Hirsche schneller umzubringen :D

Es ist schon gut wie es ist, es sind auch nur ein paar Dinge, die es besser machen würden.

Das schlimmste was mich wirklich richtig doll stört ist das Interface Design. Die Schrift ist viel zu klein für einen Fernseher, man sieht nicht, was im Menü gerade ausgewählt wurde und auch das Handling ist etwas kompliziert. Das ist aktuell der größte Minuspunkt für mich.

Das zweites kommt die Waffen/Item Auswahl. Man muss total müüüühselig mit den links/rechts Tasten zwischen 5-15 verschiedenen Items wählen. Wie bescheuert ist das bitte??

Schon mal was von einem Auswahlrad gehört?

Amani HT Do, 14.03.2019, 13:11 Uhr

warum bewertet ihr das dann doch relativ hoch? Eine 6 ist ja etwas, was man sich anschauen könnte
vielleicht wäre da ja auch mal eine 4 oder 3 angebracht. Und besonders als Nischenprodukt sollte es technisch gut sein. Das lese ich aber so garnicht heraus

XBU Buttercup Mo, 11.03.2019, 22:26 Uhr

Also ich spiel das jetzt auch, da im Games Pass enthalten und ich vor zwei Jahren auf dem Pressetermin war und das irgendwie cool fand.

Im Prinzip ist es auch echt geil, wenn es nicht so scheiße wäre :D ich frag mich halt warum irgendwie keine Patches rauskamen um die Fehler zu beseitigen oder das Gameplay etwas zu optimieren.

Die Entwickler müssen doch swlbst mach ein bis zwei Stunden gemerkt haben, was schief läuft und was man hätte besser machen können.

Irgendwie schade. Macht ja schon Spaß. Ich schau wie lang mein Geduldsfaden ist.