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Mit Overlord: Gefährten des Bösen kehrt eine lustige Spielereihe zurück, bei der man als Spieler endlich mal den bösen Gegenspieler übernimmt, um den Helden das Leben schwer zu machen. Auf der Xbox 360 galt Overlord als eine wirklich nette Abwechslung und glänzte durch originelle Spielideen. Wir haben uns den letzten Streich von Codemasters angeschaut und testen für euch, ob es heute auch noch Spaß macht, böse zu sein.

Grafisch rockt Overlord: Gefährten des Bösen keine Ente vom Hocker. Es sieht alles ein wenig nach Plastik aus und irgendwie herrscht wenig Leben in der Welt. Hinzu gesellen sich noch hier und da fiese Ruckler, die allerdings nur gelegentlich zu tragen kommen, daher stört es nicht so sehr den Spielfluss.

Der Ton ist für ein solches Spiel auf dem normalen Niveau. Das heißt genau genommen, dass keine überragenden Effekte stattfinden, aber auch keine schlechten. Sogar der Subwoofer findet hier und da mal einen schönen Wumms, den er dementsprechend abbilden kann. Was dem Spiel noch gut getan hätte, wäre ein etwas rockiger Soundtrack im Hintergrund, denn damit hätte man noch mehr zur Atmosphäre beitragen können.

Wie gewohnt ist die Story bei der Reihe alles andere als wichtig, aber sei es drum. Das Reich strotzt derzeit nach der Besiegung des letzten üblen Overlords nur so vor eklig guter Taten und langweilig positiver Konversationen, dass es jedem dunklen Untertan förmlich den Magen umdreht. Was muss also getan werden? Klar, ein neuer Obermotz muss gefunden werden, um die Armeee der Bösen anzuführen. Jetzt kommt der Spieler an den Zug. Es gilt aus einer Reihe vorgefertigter Charaktere zu wählen. Einer davon ist stark im Nahkampf, der andere in Magie usw. Ist der Overlord ausgewählt, geht es auch gleich los mit den bösen Taten. Das ist auch schon im Wesentlichen die Story.

Der Umfang des Spiels hält sich für den Preis in Grenzen. Auf der anderen Seite gibt es aber auch Einiges, mit dem man sich beschäftigen kann. Die Skill-Trees der einzelnen Obermotze unterscheiden sich pro Klasse wie erwartet und die Schergen haben unterschiedliche Funktionen. Beispielsweise greifen die einen an und können durchs Feuer gehen, während andere den Spieler heilen. Hinzu kommen eine Reihe vorgefertigter Levels, die den Spieler zumindest einige Stunden an den Bildschirm nageln.

Und hier kommt auch schon der Punktabzug! Liebe Entwickler von Codemasters, was habt ihr nur mit der Reihe gemacht? Vorher konnte man die Untertanen einzeln steuern und es ergaben sich interessante taktische Möglichkeiten. Jetzt geht das nicht mehr. Was ist mit der Komplexität der Kämpfe passiert? Man wechselt zwischen fummeligen Schultertasten hin und her, um eine bestimmte Gruppe Untertanen zu aktivieren, während man sich im Button-Mashing gegen die Gegner erwehren muss. Das ist alles andere als spannend und weit vom ursprünglichen Konzept entfernt.

Hinzu kommt die mangelhafte Pfadfindungs-KI. Die Schergen hängen tatsächlich auch mal gerne fest und kommen nicht von der Stelle. Ein hässlicher Bug. Dann muss man einen umherstehenden Turm verkloppen, um Cubes zu bekommen, welche dann die unterschiedlichen Minion-Ressourcen zur Verfügung stellen. Was soll das?

Von einem recht komplexen und spaßigen Dungeon-Spiel zum öden Hack-n-Slay-RPG. Soll das die Neu-Entwicklung sein? Versteht mich nicht falsch, ich habe nichts gegen ein gutes Hack-n-Slay-RPG und bin selbst ein großer Diablo-Fan. Aber dann muss es halt schon gut sein und vor allem Spaß machen. Wie beschrieben, bleibt dieser aber hier auf der Strecke.

Man steuert den Obermotz und kann bei Gelegenheit die Untertanen herbeirufen, um entweder simple Fallenrätsel zu bearbeiten oder auch um sich gegen angreifende Helden zu wehren. Dabei hat der Overlord 1-2 Spezialattacken, welche er bei Gelegenheit ausüben kann. Die "Rätsel" sind überigens auch so klasse, dass man bei Berührung eines Holzpfahls nicht etwa nur Gesundheit verliert. Nein, man darf komplett von vorne anfangen. Zudem verliert man alle Boni. Toll.

Aber hey, es gibt Loot. Oder doch nicht? Loot erscheint zwischendurch in Form von Kisten, welche aber keinerlei Ausrüstung beinhalten, sondern nur Gold. Langweilig. Dazu arbeitet man sich dann durch simple Quests wie "finde Object X" oder "töte Gegner Y". Gute Unterhaltung stellt man sich anders vor.

Dieser Titel bietet sich eigentlich regelrecht für eine Koop-Session an. Aber zum einen ist es schwierig, überhaupt einen Spieler zu finden, der ebenfalls online im Koop spielen will. Zum anderen ergab unser lokaler Couch-Koop-Test, dass der Schwierigkeitslevel in keiner Weise skaliert, wenn man gemeinsam spielt. Hinzu kommen die schon oben genannten Probleme mit dem Spiel selbst.

Fazit

Die Overlord-Reihe hat auf der alten Konsolengeneration Laune gemacht. Es war ein Mix aus netten Gag-Einlagen und ausgeklügeltem System, bei welchem man die Steuerung der einzelnen Untertanen übernehmen konnte. Dies ändert sich leider zum Schlechten bei Overlord: Gefährten des Bösen.

Es gibt keinerlei Möglichkeit mehr, die einzelnen Schergen selbst zu steuern und zudem lässt die KI der Minions schwer zu wünschen übrig. Das ansonsten taktische Fun-und-Actionspiel von damals verkommt zum schlechten Action-RPG, welches in einem sinnfreien Button-Mashing-Debakel sein trauriges Dasein fristet.

Zudem wird das Gesamtpaket auch noch relativ langweilig präsentiert und "glänzt" durch eine fehlende deutsche Audio-Lokalisierung. Nur die Texte wurden übersetzt. Das ist für eine Konsolenversion ein wenig dürftig. Die KI fällt durch Wegfindungsprobleme zwischendurch auch mal gerne über die eigenen Füße. Hinzu gesellt sich gelegentliches Bildstottern. Unsere Empfehlung: Nur für Hardcore-Fans. Bitte unbedingt vorher anspielen!


Bewertung


Grafik 7 von 10
7/10
Sound 8 von 10
8/10
Story 7 von 10
7/10
Umfang 7 von 10
7/10
Spielspaß 6 von 10
6/10
Gameplay 6 von 10
6/10
Multiplayer 6 von 10
6/10
7