
Weg von den Straßen-Verfolgungsjagden der bisherigen Need For Speed Spiele und hin zur richtigen Rennsimulation, dies ist der Weg den Shift 2 Unleashed geht. Vieles ist neu in Shift 2, unter anderem die Helmkamera. Ob das Spiel auch ohne ein Need For Speed im Titel etwas taugt und eine neue Sichtperspektive reicht, um ein neues Spiel erfolgreich auf dem Markt zu etablieren, erfahrt ihr in unserem Test.
Fifteen Steps to fame
In Shift 2 beginnen wir natürlich am unteren Ende der Karriereleiter, welche aus 15 Stufen besteht und müssen uns dann, wie gewohnt, hocharbeiten. Electronic Arts hat unter anderem, den vor allem durch seine irren Drifts bekannten, Rennfahrer Vaughn Gittin jr. engagiert, welcher uns von der ersten Sekunde an als Mentor zur Seite steht. Er erklärt uns die Karriere, die verschiedenen Rennmodi und ist auch während des Rennens mit dem ein oder anderen brauchbaren Tipp stets an unserer Seite.
Den Start der Karriere machen zwei verschiedene Rennen aus, ein Zeitrennen und ein normales Rundenrennen. Je nachdem wie gut oder schlecht der Spieler in diesen beiden Events abschneidet, schlägt das Spiel einen Schwierigkeitsgrad und die dazu passenden Fahrhilfen vor. Diese ersten beiden Rennen sind gleichzeitig auch die ersten Events, die mit der neuen Helmkamera gefahren werden müssen. Das ist keineswegs schlecht, denn was bisher kein Entwickler richtig umsetzen konnte, wurde von den Slightly Mad Studios zumindest so in das Spiel integriert, dass der Fahrer weiterhin eine gute Übersicht über Strecke und Auto hat. Sicherlich ist eine so cockpitnahe Perspektive gewöhnungsbedürftig, doch die Atmosphäre und das Handling machen es dem Spieler nicht so schwer wie in anderen Spielen, die Rennen trotzdem gut bestreiten zu können. Bremspunkte oder Ideallinie lassen sich weiterhin gut überblicken und so bringt die Helmkamera einen wirklich positiven ersten Eindruck mit sich.
Nachdem nun die ersten Rennen bestritten wurden, geht es in vielen verschiedenen Events der GT1 Klasse entgegen. Möchte man also nach vielen Spielstunden die wirklichen Boliden steuern, muss man vorerst all die Wagen fahren die den langsameren Fahrzeugklassen angehören. Bei den meisten Events kann man selbst wählen mit welchen Fahrzeug man antreten möchte, insofern man überhaupt eine Auswahl hat. Denn das Geld ins vorerst knapp und reicht nicht für sonderliche viele Fahrzeuge aus. Hat man sich aber einmal ein akzeptables Budget angeschafft, bietet der Autohändler viele Leckerbissen für Sportwagen-Fans. Wichtig bei der Fahrzeugwahl ist nur die Fahrzeugklasse, diese kann nämlich durch einige Upgrades bei einem Serienfahrzeug schnell in die Höhe schießen.
Please upgrade me!
Der Upgrade-Shop in der Garage bietet neben einem sehr teuren komplett Upgrade eines Serienwagens zu einem PS-Monster auch viele Einzelteile. Angefangen bei Sportbremsen über ein neues Fahrwerk und Ladeluftkühler bis hin zu Aerodynamikupgrades kann man für virtuelle XP Punkte alles an das Fahrzeug anschrauben, was Leistung bringt und gut aussieht. Dabei sind die einzelnen Komponenten in verschiedenen Klassen verfügbar. Man ist also nicht gezwungen, immer Ultrasportteile einzubauen, und kann auch mal nur das Streetrace Upgrade kaufen.
Tuning-Fans kommen hier durchaus auch auf ihre Kosten und können nachdem Einbau der Upgrades auch die Spezifikationen der Dämpfer, Bremsen oder des Getriebes einstellen und tüfteln. Das erfordert wie auch on Forza Motorsport oder anderen Rennsimulationen viel Feingefühl. Zwar gibt einem das Spiel hilfreiche Tipps und erklärt, für was welche Einstellungen gut sind, aber ob das letztendlich der eigenen Fahrvorstellung entspricht, lässt sich nur in einem Trainingsrun klären. Neben den Physischen Einstellungen und Upgrades gibt es natürlich auch noch eine Lackiererei, in der ihr euer Fahrzeug mit eine frei wählbaren Farbe lackieren und bemalen könnt.
Easy to ride?
Auf dem Weg zu einer reinen Rennsimulation hat Shift 2 Unleashed auch eine neue Fahrphysik mitgenommen. Diese neue Physik macht vor allem am Anfang einen sehr schwammigen Eindruck. Die langsameren Autos rutschen in so manch sicher gefahrenen Kurve Richtung Kiesbett und sorgen für Verwunderung beim Fahrer. Das zieht sich durch bis zu den richtigen PS-Boliden mit Pferdestärken jenseits von gut und böse. Es ist Anfangs also nicht ganz einfach, die Fahrzeuge in Shift 2 zu steuern, denn das Gegenlenken zum Beispiel ist in der Fahrzeugphysik wohl gar nicht vermerkt und sorgt bei allen Autos für ein nahezu unmöglich kontrollierbares Handling. Bis sich ein Rennen fehlerfrei Fahren lässt, vergeht also einige Zeit, hat man sich aber mal an das Handling gewöhnt und versucht, auch die schnellen Autos wirklich hart durch die Kurven zu fahren, macht es immer mehr Spaß und die Steuerung wird immer symphatischer.
Shift 2 schafft es mit diesem Handling also nicht auf einen Forza Motorsports ähnlichen Platz im Renn-Genre, ist aber auch nicht mit den bisherigen Need Für Speed Spielen gleichzusetzen. Beim Fahren werdet ihr stets durch ein paar bekannte technische Hilfen unterstützt. Die meisten, wie zum Beispiel die angezeigte statische Ideallinie, das ABS oder die Traktionskontrolle, lassen sich aber natürlich ausschalten, um ein ,,reines" Rennerlebnis zu bieten. Dadurch kommen die Rennen einer Simulation noch ein Stückchen näher. Trotz ausgeschalteter Fahrhilfen, scheint das Spiel aber immer noch ein wenig nachzuhelfen und die Lenkung zu beeinflussen, dass sollte bei alle ausgeschalteten Hilfsprogrammen definitiv nicht mehr so sein!
Völlig anders tritt die Steuerung im Drift-Modus auf. Wer in das erste Drift-Event einsteigt und meint, die Fahrzeuge ließen sich gleich Steuern wie in den normalen Rennen, wird wahnsinnig schnell bemerken, dass dem nicht so ist. In den Drift-Rennen entwickelt sich jedes Fahrzeug zum reinen Drifter und lässt sich schnell nach Lust und Laune querstellen. Das ist, um möglichst viele Punkte zu bekommen, sicherlich sinnvoll, aber nicht wirklich Simulationsgemäß umgesetzt.
Fazit
Den Sprung in die Königsklasse der Rennspiele schafft Shift 2 Unleashed nicht ganz. Das liegt aber weder an dem fehlenden Need For Speed im Titel noch an der neuen Helmkamera. Vielmehr ist es die Fahrphysik, die sich noch nicht richtig ins Simulationsgenre einordnen lässt. Eine etwas schwammige Steuerung macht die durchaus verschiedenen Fahreigenschaften der mehr als 100 Sportwagen nicht ganz so interessant.
Dennoch bietet die Karriere Rennen ohne Ende in verschiedenen Modi, die viel Spaß machen. Der Schwierigkeitsgrad ist für Anfänger durchaus knackig, lässt sich aber durch Upgrades und schnellere Autos etwas lindern, so dass man stets gefordert wird und jedes Rennen gut meisterbar ist. Die Strecken, Sonnenuntergänge, Lichteffekte und Fahrzeuge sehen gut aus, dennoch treten immer wieder Pop-Ups und Tearing auf, die das positive Bild für kurze Zeit einschränken.
Alles in allem, wird jeder Renn- und Tuningfan mit Shift 2 Unleashed seinen Spaß haben, darf aber keine so ausgefeilte Simulation wie Forza Motorsport erwarten und muss den ein oder anderen Kompromiss hinnehmen.
Bewertung
Pro
- Neue Helmkamera
- Nachtrennen
- Tuning & Upgrades
- Tolle Lichteffekte
Contra
- Schwammige Steuerung
- Kantenflimmern & Pop-Ups
- Kein Splitscreen
- Online Pass
