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Als zu Nintendo 64 Zeiten Banjo-Kazooie überaus erfolgreich gewesen war und Banjo-Tooie erschien, schlug auch jener ein wie eine Bombe. Das klassische Jump'n Run in wunderbarer Optik, vielen Rätseln und kniffligen Passagen begeisterte sein Publikum durch einen immensen Umfang und einen guten Schwierigkeitsgrad. Wir haben die Abkopplung für Xbox Live Arcade für euch getestet und sagen euch, wie der Klassiker sich 2009 noch durchschlagen kann.

Klar ist dies das erste, worüber man ,,stolpert" und einmal schluckt. Klötzchen-Optik mit viel weniger Polygonen als wir heut zu tage gewöhnt sind, ist Programm. Wenn man Banjo-Tooie mit seinem direkten Nachfolger für die Xbox 360 sieht, Banjo-Kazooie: Schraube locker, so sieht man eindeutig, dass Welten dazwischen liegen. Nichts desto trotz dürfen wir eines nicht vergessen: Wir haben hier ein Xbox Live Arcade Spiel. Und für ein solches ist die Grafik eigentlich phänomenal. Nicht die Darstellungen selbst (die von Spielen wie Marble Blast Ultra oder Flock getoppt werden), sondern die abwechslungsreiche Optik, mit all ihren kleinen, liebevollen Details. Kein Level wirkt leer, obwohl es allesamt riesige Spielwelten sind. Hinzu kommt der Comic-Charme, der zwar nicht unbedingt jedem etwas sagt, aber besonders Nostalgiker in die knallbunte und herzliche Welt von Banjo-Kazooie Welt eintauchen lässt. Wer sich einmal auf die Optik eingelassen hat wird sie nachher lieben lernen. Besonders die einzigartigen Charaktere steigen die Atmosphäre enorm.

Nun - auch hier haben wir natürlich keine komplexen Musikstücke. Die Midis, die uns aber als Hintergrundmusik zur Verfügung stehen und die unser Kampfgeschehen begleiten, sind aber phantastische Ohrwürmer. Denn es muss nicht immer polyphon sein, damit die Musik gut ist; das haben schon Soundtracks von Super Mario und Tetris bewiesen, die heute immer noch gelobt werden. Und genauso ist es mit Banjo-Kazooie, bzw. Banjo-Tooie. Alleine die Opening-Musik ist ein Ohrwurm. Passend ist die Musik ebenfalls immer; sie passt sich an den Ort des Geschehens wunderbar an. Ob in einer Eiswelt, einer Lava-Welt oder in einem von den alten Mayas inspiriertem Tempel - die Musik unterstreicht wunderbar die Stimmung.

Des Weiteren darf man dann auch die vielen Soundeffekte nicht vergessen. Eine Soundausgabe (also Synchronisation von Texten), besitzt das Spiel nicht. Wie bereits im ersten Teil werden Text-Passagen von den entsprechenden Charakteren ,,so dahin gebrabbelt". Dies hat Charme und entspricht den damaligen Möglichkeiten (auf einer N64 Kassette war halt auch nicht Platz genug für richtige Tonaufnahmen). Das dadurch charakteristische Gequassel der Charaktere resultiert in einem wunderbar liebenswerten Detail, der sogar bis hin zum Nachfolger auf der Xbox 360 beibehalten wurde. Auch die sonstigen Geräusche und Soundeffekte passen perfekt in das Ambiente. Ein knallig buntes Comic-Gefühl kann jedoch nie abgestreift werden.

Zu viel wollen wir Fans des Spiels nicht verraten, wobei natürlich die meisten das Spiel bereits aus ihrer Vergangenheit kennen, aber hier der Hauptplot: Banjo, Kazooie, Mumbo und Bottles sind gerade dabei fröhlich eine Runde Poker zu spielen (und Kazooie versucht dauernd zu schummeln), als plötzlich der Erdboden wackelt. Wie sich herausstellt sind Grunthildas Schwestern gekommen, um Grunty (Grunty ist die böse Hexe aus Teil 1 gewesen) zu befreien, die seit dem Ende von Banjo-Kazooie unter einem Felsen vergraben liegt und von ihrem Helfer Klungo einfach nicht befreit werden konnte. Zu neuen Gräueltaten beflügelt und vor allem um ihren Körper wieder herzustellen (der mittlerweile zu einem Skelett geworden ist), versucht Grunty nun das Leben der Welt mit einem bösartigen Strahl aufzusaugen. Um dies zu verhindern und der alten Hexe den Hintern zu versohlen, machen sich Banjo und Kazooie auf den Weg sie zu finden, wobei das Hauptziel immer das Finden von Puzzlestücken ist. Diese bringt man zu dem König alles Puzzleteile ,,Puzzello", welcher einem dann den Eingang zur nächsten Welt öffnet.

Das Spielprinzip und die Story sind bekannt - steigt man jedoch als Neuling in Banjo-Tooie ein und hat Banjo-Kazooie nicht gespielt, so wird es eventuell etwas schwer. Besonders das komplexe Gameplay, welches sich im späteren Verlauf des Spiels noch erweitert, kann so manchen Anfängern Probleme bereiten. Denn es sei gesagt: Alle Moves von Banjo-Kazooie sind in Banjo-Tooie von Anfang an verfügbar und müssen auch eingesetzt werden. Um jene zu üben, steht einem der ,,Spiral Mountain", dem friedlichen Teil unseres Abenteuers und dem Heimatort von Banjo und Kazooie, zur Verfügung. Dies ist sowohl für Neulinge absolut unentbehrlich, als auch für Kenner des Spiels praktisch, um das Gedächtnis nochmal aufzufrischen.

Der Ausdruck ,,gigantomanisch" stammt aus den 90er und wird heutzutage nicht mehr viel benutzt. Dennoch wäre er, was den Umfang Banjo-Tooies angeht, angebracht. Ein solches Arcade Spiel gibt es nicht oft, in welchem ihr über 60 Stunden Spielspaß allein in die Story investieren könnt. So lange dauert es nämlich unseres Erachtens nach, bis ihr die Story mit einem Minimum an gelösten Aufgaben ohne Komplettlösung und Cheats schafft. Und hinzu kommen die vielen weiteren Puzzlos, die im Spiel versteckt sind. Sie alle zu finden ist gar nicht so leicht. Besonders, weil verschiedene Aufgaben Fähigkeiten fordern, die ihr in dem Moment noch gar nicht besitzt. Ein Zurückkommen in alte Gebiete ist unerlässlich. Wer dann neben den Puzzlos (übrigens die verdeutschte Form vom Original ,,Jiggy") dann auch noch alle Notten, Jinjos, Cheato-Seiten und alle versteckten Stop'n-Swop Gegenstände finden will, der muss so einiges auf sich nehmen.

Manch einer würde sagen, er habe darin eine Lebensaufgabe gefunden. Denn bereits zu N64 Zeiten war das Spiel unfehlbar eines der umfangreichsten seiner Zeit. Untereinander hat man sich Tipps ausgetauscht, wie man an dieses oder jenes Puzzle-Stück kommt, und dann vergingen dann trotzdem so manche Stunden. Hinzu kommt, dass Rare dem Spiel netterweise einen kleinen Multiplayer spendiert hat (dazu in der Multiplayer Sparte mehr), welches dann auch noch den Dauerspaß für ein abgeschlossenes Spiel garantieren soll.

Achtung - Suchtgefahr! Das Spiel ist schwer, das muss man teilweise zugeben. Manchmal hängt man schon einige Zeit in einem Level und fragt sich, wie es denn nun weiter gehen soll. Dies hält jedoch nicht vom ungemeinen Spaß ab, sich mit den Rätseln zu beschäftigen. Als fröhliches Jump'n Run - ein Genre das es mittlerweile in der 7. Konsolengeneration so nicht mehr gibt - begeistert Banjo-Tooie durch und durch. Besonders die vielen neuen Möglichkeiten, die im zweiten Teil hinzugekommen sind, halten den Spieler auf Trab. Natürlich hat das Spiel einen gewissen Stil, der nicht jedermanns Sache ist. Wer sich nicht sicher ist, ob er sich mit dem Jump'n Run Spielprinzip anfreunden kann, sollte sich den Kauf überlegen.

Hier haben wir eine runde Sache: Das Gameplay funktioniert. Die Moves, die einem bis zum Ende des Spiels zur Verfügung stehen, sind unglaublich. Von Hackattacken, Bohrstampfen, schnellem Tauchen, Schießen von Eiern während dem Fliegen, dem Trennen der beiden Hauptcharakter bis hin zu dem absolut neuen Kuriosum: Man steuert nicht nur das Duo Banjo-Kazooie sondern kann teilweise auch in die Haut vom Schamanen Mumbo und anderen Level-gebundenen Charakteren steigen. Dies sorgt nicht nur für Abwechslung, sondern auch für ein völlig neues Gameplay. So muss man erst eine Tür als riesige goldene Statue kaputt treten, um als ein in einen Stein verwandeltes Banjo-Kazooie Duo einen Schalter binnen dieser Höhle zu aktiveren. Kompliziert, zeitaufwendig, aber spaßig.

Sonst orientiert sich das Gameplay immer an klassischem Jump'n Run, das jedem bekannt sein sollten: Hüpfen, springen, kämpfen, schießen, laufen und vor allem: Rätsel lösen. Als nette Abwechslung dienen häufig auftretende Minispiele, die neu in Banjo-Tooie sind. Die neuen Arten an Gameplay wären z.B. Passagen, in denen man in eine Art ,,First Person" steigt und Banjo Kazooie als Waffe nimmt. Genau wie in einem First-Person Shooter kann man so in einigen dunklen Tempeln und verwinkelten Höhlen Gegner niederstrecken und versteckte Objekte finden. Ein anderes Beispiel des erweiterten Gameplays sind Minispiele wie Steinball oder Wettrennen. (Steinball spielt sich ähnlich wie Fußball, nur dass man die Bälle in sein eigenes Tor schießen muss) So viel Abwechslung hat ein Arcade Spiel noch nie gesehen! Das Gameplay begeistert auf der ganzen Strecke, auch mit korrekter Kameraführung und flüssigen Bewegungen der Hauptcharaktere.

Unglaublich - Rare spendiert uns einen Mehrspieler Modus! Der bereits auf dem N64 vorhandene Multiplayer funktioniert allerdings nur lokal und ist nicht über Xbox Live spielbar - über Xbox Live gibt es nur die allzu bekannten Bestenlisten. Dafür gibt es ein paar Punkte Abzüge - allerdings wird man den Multiplayer wohl auch meist nur an einer Konsole spielen wollen. Im Mehrspieler-Modus können mehrere Spiele aneinander gereiht werden, um einen Sieger zu küren. Man spielt die Mini-Spiele aus dem Einzelspieler in abgewandelter und für den Mehrspieler angepasster Version. Besonders spaßig sind die Steinball-Runden, welche für eine lustige Runde zwischendurch sorgen.

Natürlich muss man dazu sagen, dass Banjo-Tooie kein Multiplayer-Spiel ist. Das Hauptstück konzentriert sich vor allem auf den Singleplayer und das ist auch gut so. Der Multiplayer wird wohl nicht oft gespielt werden, einfach deswegen, weil der Einzelspieler zu sehr beschäftigt. Dennoch ist die Hinzufügung eines Mehrspieler-Modus als positiv zu erwähnen.

Fazit

Banjo-Tooie überzeugt mich auf ganzer Linie. So habe ich mir das vorgestellt. Ich habe Banjo-Kazooie auf dem N64 (und auch über Xbox Live Arcade) gespielt und war immer ein Fan gewesen.

Der Nachfolger übertrifft aber den ersten Teil fast schon wieder. Neues Gameplay, mehr Charaktere, mehr Puzzels, noch kniffligere Rätsel. Natürlich muss einem das Gameplay zusagen, aber wer sich auf ein gutes Jump'n Run einlassen will, der sollte bei dem für den gebotenen Umfang niedrigen Preis unbedingt zugreifen.

Ein geniales Spiel für viele Stunden Spielspaß verdient unserer meiner Meinung nach Würdigung: Das waren noch Zeiten - Banjo-Tooie ist eines von Rares besten Werken überhaupt!

Für den großen Detailreichtum in einem Xbox LIVE Arcade-Spiel vergeben wir zudem einen XBoxUser Special Award!


Bewertung


Grafik 10 von 10
10/10
Sound 9 von 10
9/10
Story 9 von 10
9/10
Umfang 10 von 10
10/10
Spielspaß 9 von 10
9/10
Gameplay 9 von 10
9/10
Multiplayer 9 von 10
9/10
XBU-Gold-Award
9
XBU-Special-Award