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Ein kleines literarisches Abenteuer erwartet euch, wenn ihr das neuen Indie-Game Lost Words spielt. Hier geht es viel um Gefühle, über kunstvolle Auseinandersetzungen mit Emotionen und nebenbei etwas Jump’n Run. Warum das Spiel die Erwartungen nicht erfüllen kann und dennoch für eine kurze Reise unterhält, verraten wir euch in unserem Review.

Liebes Tagebuch…

Das Spiel fängt im Tagebuch-Modus an und erzählt die Geschichte eines Mädchens, das seine Gedanken zu seiner Familie und vor allem zu seiner Oma, die langsam an Demenz erkrankt, in ihrem Tagebuch festhält. Die Erzählperspektive ist interessant und das Hüpfen auf den Wörtern macht Spaß.

Ihr müsst euch dabei manchmal verschiedener Wörter bedienen, Lückentexte füllen oder einfach nur zur aufgerissenen Seite springen, um voranzuschreiten. Was das Gameplay angeht, so ist dieser Modus sehr simpel – es geht eher um die erzählten Gefühle.

Alsbald müsst ihr eine Heldin definieren, denn es geht darum, eine Abenteuergeschichte zu schreiben! Ihr könnt Namen, Einstellung und Farbe aus ein paar wenigen Alternativen bestimmen und schon geht es vom Tagebuch-Modus in den Abenteuer-Modus, bei dem ihr ein 2D Jump’n Run spielt.

Simples Wortgameplay

Im Abenteuer-Modus dreht sich alles um das Zähmen und Finden des Drachens, der offensichtlich die Glühwürmchen, die das Land am Leben halten, gestohlen hat. Etwas absurd, aber für eine Fantasy-Story passt das. Der Clou am Gameplay ist, dass man anhand von Worten wie „Schweben“, „Brechen“ oder auch „Stille“ bestimmte Aktionen ausführen kann und somit mit der Umwelt agiert. Eine Plattform wird somit angehoben, ein Hindernis zerstört. Allerdings hat das sofort einen faden Beigeschmack. Über die gesamte Spieldauer ist dieses eigentlich sehr coole und innovative Gameplay-Element überhaupt GAR NICHT ausgereizt worden. Man ist weder flexibel im Einsatz dieser Wörter, noch hat man stets eine Vielzahl zur Verfügung. Meist werden eh nur zwei-drei benötigt und gut ist.

Das sorgt insgesamt für etwas Langeweile. Das ist sehr schade, denn Potential wäre absolut da. Lost Words brilliert nur mit einem: Einer emotionalen Story, bei der es um die Gefühle eines Mädchens und seiner Oma geht. Das ist so weit auch gut umgesetzt, aber das Gameplay ist so träge und so langsam, dass es teilweise einschläfernd ist. Die Story ist nicht sehr spannend, auch wenn sie gut erzählt ist. Wenn aber dann das Kerngeschäft eines Spiels ebenfalls so simpel und doch manchmal auch nervig ist (denn die Steuerung und die Sprünge sind sehr, sehr mäßig umgesetzt, somit sehr unpräzise), bleibt die Begeisterung für die gefühlvoll erzählte Geschichte etwas liegen.

Kurzer Spaß

Das Spiel bietet insgesamt einen kurzen Spaß. Mehr als ein paar Stunden Story bietet man nicht – auch wenn alles durch den sehr langsamen Storyfortschritt etwas gestreckt ist. Schade ebenfalls, dass das Spiel auf Deutsch nicht richtig funktioniert – denn das Spiel mit Wörtern ergibt dann teilweise wenig Sinn. Audio auf Englisch, Wörter auf Deutsch – da kann man schon mal durcheinanderkommen.

Ebenfalls ein kleines Spielspaß-Drücker sind Bugs, die zwar nicht sehr häufig, aber regelmäßig vorkommen. Etwa, dass man nicht vorankommt, eine Zwischensequenz hakt, die Kamera rumbuggt o.Ä. Nichts Dramatisches, aber auffällig genug, als dass man sich denkt: Naja, hätte nicht sein müssen.

Fazit

Wer sich in den Worten verlieren will, den erwartet bei Lost Words ein recht kurzer Spaß. Das Indie-Game bietet vor allem eins: Eine gefühlvoll präsentierte Geschichte über die Emotionen eines Mädchens, das mit der Demenz seiner Oma umzugehen versucht. Das Ganze wird mit schönen Artworks und einer süßen Tagebuchsromantik umschnörkelt.

Allerdings ist das Gameplay nicht so berauschend. Es ist unglaublich simpel, die Steuerung etwas hakelig und man verschenkt bei dem Spiel mit Wörtern unglaublich viel Potential. Hier hätte man deutlich mehr rausnehmen müssen. Das Resultat ist, dass das Gameplay nur ein Gimmick für die erzählte Geschichte darstellt. Das ist schade, denn somit bleibt oft nur eins übrig: Langeweile. Denn wirklich spannend ist die Story nicht.

Jeder, der Indie-Games mit einem sehr, sehr langsamen Tempo und einem praktisch nicht vorhandene Gameplay mag, kann bei Lost Words zugreifen. Wer auf ein bisschen mehr Controller-Action hofft, guckt allerdings hier in die Röhre.


Bewertung

Pro

  • Gefühlvolle und glaubhafte Story
  • Schöne Artworks
  • Interessantes Worte-Gameplay
  • Nicht sehr teuer

Contra

  • Viel zu viel verschenktes Potential
  • Gameplay ist sehr simpel
  • Steuerung etwas fummelig
  • Etwas kurz
  • Insgesamt etwas langweilig

Grafik 7 von 10
7/10
Sound 8 von 10
8/10
Story 7 von 10
7/10
Umfang 5 von 10
5/10
Gameplay 5 von 10
5/10
Spielspaß 6 von 10
6/10
6

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